Erstmals gewinnt Inderin den International Booker Prize
Die Schriftstellerin Geetanjali Shree und die US-Übersetzerin Daisy Rockwell teilen sich für den Roman "Tomb of Sand'' den International Booker Prize 2022. Hier ein Rückblick auf die diesjährige Shortlist.
Booker Prize 2022: Stolze Preisträgerinnen Geetanjali Shree und Daisy Rockwell
Der Booker Prize ist eine der renommiertesten Literatur-Auszeichnungen der Welt. 2022 geht er an die indische Schriftstellerin Geetanjali Shree (rechts) und die US-amerikanische Übersetzerin Daisy Rockwell. Die beiden nahmen die mit 50.000 Pfund (59.000 Euro) dotierte Trophäe am Donnerstagabend in London entgegen. Die Ehrung gilt Shrees in Hindi verfasstem Roman "Tomb of Sand".
"Tomb of Sand" von Geetanjali Shree
"Tomb of Sand" erzählt die Geschichte einer 80-jährigen Frau, die in Nordindien lebt und beschließt, nach Pakistan zu reisen. Dort will sie die Geister des Traumas nach der Teilung Indiens und Pakistans im Jahr 1947 aufsuchen. Geetanjali Shree ist die erste Inderin, die den International Booker Prize für übersetzte Fiktion erhält.
Olga Tokarczuk: "Die Jakobsbücher"
2018 gewann Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk den International Booker Prize mit ihrem Roman "Unrast". 2022 stand sie mit "Die Jakobsbücher" auf der Shortlist. Der Roman handelt von Jakob Frank, einem Juden, der im Zeitalter der Aufklärung durch Europa reist, zum Islam und Katholizismus konvertiert und zeitweise als Scharlatan verspottet, aber auch als Messias verehrt wird.
"Heaven" von Mieko Kawakami
Mieko Kawakamis namenloser Ich-Erzähler in "Heaven" führt ein einsames Leben bei seiner Stiefmutter - und wird wegen einer Fehlstellung der Augen in der Schule schikaniert. Aber er ist nicht allein. Der 14-jährige Junge knüpft Freundschaft mit einem Mädchen, dem es geht wie ihm. Den Tätern entgeht das nicht. Eindringlich erzählt die Japanerin von der Gewalt, die die Teenagerjahre begleiten kann.
"Elena weiß Bescheid" von Claudia Piñeiro
Die Argentinierin Claudia Piñeiro spricht in ihrem Werk große Lebensthemen wie Liebe, Tod und Einsamkeit an. Sie erzählt die Geschichte einer Mutter, die nicht glauben will, dass sich ihre Tochter das Leben genommen hat und der Sache selbst auf den Grund geht. Der Roman decke die verborgenen Facetten von Autoritarismus und Heuchelei in unserer Gesellschaft auf, so die Booker-Prize-Organisatoren.
"A New Name: Septology VI-VII" von Jon Fosse
Als einziger Mann auf der Auswahlliste erforscht Fosse "den Zustand des Menschen und eine radikal 'andere' Leseerfahrung - beschwörend, hypnotisch und absolut einzigartig", heißt es auf der Booker-Website. Die Reihe erzählt die Geschichte von Asle, einem alternden Maler, der an der Küste Norwegens lebt, und seinem Doppelgänger.
"Cursed Bunny" von Bora Chung
Die südkoreanische Autorin widersetzt sich mit ihren Geschichten gerne den gängigen Vorstellungen von Genres und Erzählformen. Ihre Kurzgeschichtensammlung "Cursed Bunny" ist da keine Ausnahme. Sie verwendet Elemente des Fantastischen und Surrealen, um die Auswirkungen vom Patriarchat und Kapitalismus in der modernen Gesellschaft zu thematisieren.