Gefangenenaustausch im Jemen
17. Oktober 2020Nachdem am Donnerstag bereits mehr als 700 Gefangene zurückkehren durften, gab es am Freitag Flüge mit zwei Maschinen zur Überstellung von 352 weiteren ehemaligen Gefangenen. Sie flogen zwischen der von der Regierung kontrollierten Stadt Aden und dem von Rebellen kontrollierten Sanaa.
Katharina Ritz, Delegationschefin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Jemen, sprach von einer der größten Austauschaktionen während einer aktiven Kriegsphase, einem gar "historischen Einsatz". Das IKRK habe die Abflüge der Maschinen auf die Minute genau synchronisieren müssen, um einen fairen Austausch für die rivalisierenden Seiten sicherzustellen, beschrieb sie die besonderen Herausforderungen für Organisatoren.
Ergebnis langer Verhandlungen
Vor drei Wochen hatten die Konfliktparteien die Freilassung von mehr als 1000 Menschen zugesagt, die im Zusammenhang mit dem seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg im Jemen in Gefangenschaft sitzen.
Die Einigung folgte auf Gespräche in der Schweiz unter Vermittlung der Vereinten Nationen und des UN-Jemenbeauftragten Martin Griffiths und geht zurück auf eine Einigung vom Dezember 2018 bei Gesprächen in Schweden. Dabei hatten die schiitischen Rebellen, die vom Iran unterstützt werden, und die Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi dem Austausch von insgesamt 16.000 Gefangenen zugestimmt.
Zwar wurden danach schrittweise Dutzende Gefangene ausgetauscht, komplett umgesetzt wurde die Vereinbarung aber nicht.
Weiterer Austausch angekündigt
Der Rebellenfunktionär Abdelkader al-Mortada sagte am Freitag, dass sich beide Seiten bereits auf einen weiteren Austausch geeinigt hätten und derzeit darauf warteten, dass die UN entscheiden, wo sich beide Seiten treffen können, um die Details zu klären.
Im Jemen kämpft ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis seit 2015 an der Seite der Regierung gegen die aufständischen Huthi-Rebellen. Sie hatten das Land überrannt und kontrollieren heute die Hauptstadt Sanaa sowie große Gebiete im Norden und Westen. In dem Konflikt wurden seither Zehntausende Menschen getötet, viele von ihnen Zivilisten.
mak/AR (afp, dpa)