Angeklagt wegen Massenmords im Knast
4. September 2013Die oberste Staatsanwaltschaft Rumäniens wirft dem früheren Gefängnisdirektor Alexandru Visinescu vor, für die "physische Zerstörung" der Häftlingen verantwortlich gewesen zu sein. Er soll sich besonders hervorgetan haben beim Massenmord an politisch Verfolgten und Misshandlungen in den Zellen. Zudem habe er Gefangene aushungern lassen und ihnen medizinische Versorgung verweigert, führen die Ankläger in Bukarest aus. Visinescu, inzwischen ein alter Mann, muss sich wegen Völkermords verantworten.
"Nur Befehle ausgeführt"
Zwischen 1956 und 1963 hatte er die Haftanstalt im ostrumänischen Ramnicu Sarat geleitet, in der zum Beispiel regierungskritische Intellektuelle, Geistliche und Politiker einsaßen. Visinescu selbst gab keine Stellungnahme ab, als er das Gebäude der Staatsanwaltschaft verließ. Früher hatte er einmal erklärt, er habe "nur Befehle ausgeführt". Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.
Nach Angaben der Sighet-Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus in Rumänien wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als 600.000 Menschen aus politischen Gründen verurteilt und eingesperrt. Jeder Fünfte soll nach Einschätzungen von Historikern die Kerkerhaft wie in Ramnicu Sarat nicht überlebt haben. Die Verfolgung erreichte in den 1950er Jahren ihren Höhepunkt.
Nur wenige der Verantwortlichen wurden dafür rechtlich belangt. Rumäniens früherer Diktator Nicolae Ceausescu und seine Frau waren nach dem Umsturz 1989 von einem Militärgericht im Schnellverfahren wegen Völkermords verurteilt und anschließend erschossen worden...
SC/haz (afp, rtre, dpa)