"Gegen die Wand"
10. September 2010Am Anfang will ein Mensch sterben: Tomruk, Türke, Anfang 40, ein kaputter Säufer. Er rast mit seinem Auto gegen eine Wand, überlebt aber. In der geschlossenen Abteilung eines Krankenhauses lernt er Sibel kennen, eine junge Türkin, die einen Selbstmordversuch unternommen hat um ihre Freiheit zu erlangen und um ihrem strengen Elternhaus zu entkommen.
Hochzeit als Befreiung
Sibel hat eine ungewöhnliche Bitte: Sie möchte, dass Tomruk sie zum Schein heiratet. Auf diese Weise könnte sie sich endlich befreien, von den Eltern, von strengen türkischen Traditionen, von einem Leben in Gefangenschaft. Der Plan funktioniert, Sibel genießt ihr neues, auch sexuell befreites Leben. Aber das Arrangement funktioniert nur so lange, bis Tomruk echte Gefühle für Sibel entwickelt. Die Katastrophe ist nicht aufzuhalten.
Völlig überraschend gewann Regisseur Fatih Akin auf der Berlinale 2004 mit "Gegen die Wand" den Goldenen Bären. Und damit begann der Siegeszug dieses eigenwilligen, einer Art deutsch-türkischem Neorealismus verpflichteten Filmemachers. "Gegen die Wand" ist ein bittersüßes Liebesdrama mit großen Gefühlen und brennender Leidenschaft. Und das sind die besten Voraussetzungen für große Tragödien.
Brennende Leidenschaft
"Gegen die Wand" lebt ganz von seinen beiden Hauptdarstellern Birol Ünel und Sibel Kekilli. Unbändig, ungebremst, mit hemmungsloser Leidenschaft spielen, ja leben die beiden türkischen Darsteller ihre Rollen. Die ganze Wucht einer tragischen Liebe wird für den Zuschauer spürbar. Ursprünglich sollte "Gegen die Wand" übrigens eine Komödie werden. Nicht auszudenken, welches Meisterwerk des deutschen Kinos dann nicht gedreht worden wäre.
Autor: Robert Bales
Redaktion: Jochen Kürten