Geisel von Sydney starb durch Polizeikugeln
29. Januar 2015Anderthalb Monate nach der blutigen Geiselnahme in einem Café im australischen Sydney (Archivbild) haben die Ermittler Details zu den Todesumständen von zwei Geiseln veröffentlicht. Bei einer Anhörung am Untersuchungsgericht des Staates New South Wales hieß es, die 38-jährige Katrina Dawson sei bei der Erstürmung des Cafés durch Polizeischüsse gestorben.
Sie sei durch Querschläger, genauer: durch "Fragmente einer oder mehrerer Polizeikugeln", gestorben. Das zweite Todesopfer, der 34-jährige Tori Johnson, wurde demnach von dem Geiselnehmer erschossen.
Erstürmung nach 16 Stunden
Der radikale Islamist Man Haron Monis hatte am Vormittag des 15. Dezember in einem Café im Zentrum der australischen Metropole 17 Menschen in seine Gewalt gebracht. Einige Geiseln konnten im Laufe der stundenlangen Belagerung fliehen. Nach über 16 Stunden stürmten Einsatzkräfte das Café. Außer den beiden Geiseln wurde auch Monis getötet.
Auch zum brutalen Tod des Café-Managers Johnson machte das Gericht detaillierte Angaben: Demnach zwang der Geiselnehmer den 34-Jährigen dazu, sich in dem Café auf den Boden zu knien, kurz nachdem einigen Geiseln die Flucht gelungen war. Dann schoss er ihm ohne weitere Vorwarnung in den Hinterkopf. Wie Ermittler Jeremy Gormly sagte, beobachtete ein postierter Scharfschütze die Tötung der Geisel. Daraufhin erhielt das Einsatzteam den Befehl zur Erstürmung des Cafés.
Blendgranaten und Schusswechsel
Die Polizisten schleuderten nach diesen Angaben zunächst mehrere Blendgranaten in das Lokal, dann kam es dort zu einem Schusswechsel zwischen den Einsatzkräften und Monis. Dabei wurden der Geiselnehmer wie auch die Anwältin Dawson tödlich getroffen.
Neben der gerichtlichen Untersuchung läuft derzeit noch eine gesonderte Ermittlung der australischen Regierung zu der Geiselnahme. Nach der Tat kam unter anderem die Frage auf, weshalb der behördenbekannte und vorbestrafte Geiselnehmer gegen Kaution freigelassen war.
"Kein Kontakt zu IS"
Auch zu den Motiven des Täters stehen weitere Untersuchungen aus. Monis hatte behauptet, die Miliz "Islamischer Staat" (IS) stehe hinter seinem Angriff. Ermittler Gormly sagte dazu , bislang sehe es danach aus, dass Monis "keinen Kontakt" zu der Dschihadistengruppe gehabt habe. Außer den Aussagen der überlebenden Geiseln sollen auch Video- und Tonaufnahmen, Einträge in sozialen Netzwerken und Anrufe, die während der Geiselnahme getätigt wurden, Licht ins Dunkel bringen.
jj/SC (afp, ap, rtr)