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KriminalitätDeutschland

Geiselnahme am Hamburger Flughafen beendet

5. November 2023

Die Geiselnahme eines Kleinkindes auf dem Flughafen Hamburg ist beendet. Der 35-jährige Geiselnehmer sei widerstandslos festgenommen worden. Das Kind scheint unverletzt. Der Flugbetrieb am Flughafen läuft wieder.

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Hamburger Flughafen gesperrt - Bewaffneter hat Tor durchbrochen
Der Geiselnehmer stand 18 Stunden mit seinem Pkw hinter einer Maschine der "Turkish Airlines"Bild: Daniel Bockwoldt/dpa/picture alliance

Die Geiselnahme eines vierjährigen Mädchens auf dem Rollfeld des Hamburger Flughafens hat nach mehr als 18-stündigem Nervenkrieg ein glückliches Ende genommen. Die Polizei nahm den bewaffneten Geiselnehmer, der seine Tochter seit Samstag in seiner Gewalt hatte, am Sonntagnachmittag widerstandslos fest. "Der Tatverdächtige hatte zusammen mit seiner Tochter das Auto verlassen", schrieb die Polizei auf dem Kurznachrichtendienst X. "Der Mann wurde widerstandslos von den Einsatzkräften festgenommen. Das Kind scheint unverletzt zu sein."

Geiselnehmer durchbrach Absperrung

Damit ging eine Geiselnahme zu Ende, die am Samstag im niedersächsischen Stade begonnen hatte. Von dort war der 35-Jährige zum Hamburger Airport gefahren. Am Flughafen durchbrach er gegen 20.00 Uhr mit seinem Auto, in dem auch seine Tochter saß, eine Absperrung am Tor zum Vorfeld des Airports. Er schoss auf dem Gelände in die Luft und warf Brandsätze aus dem Wagen. Mehr als 18 Stunden lang stand sein Auto danach neben einer Maschine der Turkish Airlines. Über Stunden versuchte die Polizei, die Geiselnahme unblutig zu beenden - am frühen Sonntagnachmittag schließlich mit Erfolg.

Hamburg | Geiselnahme am Flughafen
Spezialkräfte der Polizei waren mit einem Großaufgebot im Einsatz am Hamburger FlughafenBild: Bodo Marks/dpa/picture alliance

Die Nacht hindurch und auch am Sonntag stand die Polizei in Verhandlungen mit dem Mann. Der Flugbetrieb ruhte. Die Ehefrau des Geiselnehmers hatte sich nach Angaben eines Sprechers wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet. Die Frau hielt sich am Sonntag am Airport auf. Der Flughafen war wegen der Geiselnahme weiträumig gesperrt.

Der Geiselnehmer ist türkischer Staatsbürger und schon in der Vergangenheit wegen einer Entführung seiner Tochter zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Diese Tat habe sich wohl im vergangenen Jahr ereignet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade der Deutschen Presse-Agentur. Der Mann sei wegen Entziehung Minderjähriger vom Amtsgericht Stade verurteilt worden. 

Tatverdächtiger wollte offenbar in die Türkei ausreisen

Die Mutter des Mädchens hatte die Polizei darüber verständigt, dass der Mann die Tat angekündigt habe. Offenbar wollte er mit seiner Tochter in die Türkei ausreisen. Die Polizei hatte zu dem Mann Kontakt in türkischer Sprache.

Flugbetrieb läuft wieder

Nach dem Ende der Geiselnahme ist der Flugbetrieb am Hamburger Flughafen wieder angelaufen. Nach Angaben eines Flughafensprechers sollen weitere Starts und Landungen folgen. Es sei aber weiter mit Streichungen und Störungen im Ablauf zu rechnen, sagte der Sprecher. Passagiere sollten ihren Flugstatus überprüfen und sich bei Bedarf an die Airline wenden. 

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher dankte der Polizei für ihr besonnenes Vorgehen (Archivbild)Bild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance

Nach Angaben des Flughafens vom Sonntagvormittag waren seit dem eigentlichen Betriebsbeginn um 6.00 Uhr bis 11.00 Uhr bereits 126 Flüge gestrichen worden. Fünf Ankünfte seien zu anderen Flughäfen umgeleitet worden. Für den gesamten Tag seien eigentlich 286 Flüge - 139 Abflüge und 147 Ankünfte - mit rund 34 500 Passagieren geplant. Bereits am Samstag waren 27 Flüge mit rund 3200 Passagieren betroffen.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher dankte der Polizei auf X für "ihren Einsatz und das besonnene Vorgehen". Er wünschte der Mutter, dem Kind und ihrer Familie "viel Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen." Landesinnensenator Andy Grote sprach auf X von einem der "längsten und schwierigsten Einsätze der jüngeren Geschichte".

nob/uh (dpa, afp, rtr)