Genetik: Warum wir Bier und Kaffee lieben
2. Mai 2019Die Wissenschaftlerin Marilyn Cornelis von der Northwestern University Feinberg School of Medicine interessiert sich vor allem für Kaffee. Sie erforscht die genetischen Grundlagen der verschiedenen Geschmäcker, und dafür scheint sich Kaffee besonders gut zu eignen.
Während für die Einen ein Tag ohne bitteres Röstaroma auf der Zunge ein verlorener Tag ist, bekommen die Anderen den Kaffee höchstens in einer durch Milch und Zucker abgeschwächten Variante herunter.
Weniger Geschmack, mehr Psyche!
Die Liebe oder Abneigung zu bitteren Getränken hat überraschenderweise wenig mit dem Geschmack der Getränke zu tun. Das Ergebnis ihrer neuen Studie hat auch Cornelis und ihre Kollegen überrascht: "Die Gene, die unseren Präferenzen zugrunde liegen, haben etwas mit den psychoaktiven Substanzen dieser Getränke zu tun", sagt die Medizinerin. "Menschen mögen die Art und Weise, wie Kaffee und Bier sie fühlen lassen." Das wiederum klingt jetzt doch nicht so überraschend.
Die Studie mache deutlich, welch wesentliche Bedeutung das Belohnungssystem auch bei der Wahl unserer Lieblingsgetränke spiele, so Cornelis. Die Variante des sogenannten FTO-Gens scheint dabei eine besondere Rolle einzunehmen.
Bekanntheit erlangte dieses Gen vor einigen Jahren, als Forscher herausfanden, dass eine bestimmte Genvariante Adipositas begünstigt. Cornelis und ihre Kollegen entdeckten nun, dass Menschen, die Cola und andere süße Getränke bevorzugen, Träger einer anderen Variante des FTO-Gens sind.
FTO-Gen bleibt ein Mysterium
Paradoxerweise handelt es sich um die Variante, die erst kürzlich für ein (Achtung!) geringeres Fettleibigkeitsrisiko verantwortlich gemacht wurde. Moment! Müssten nicht Menschen, die viele zuckerhaltige Getränke zu sich nehmen, auch eher zu krankhaftem Übergewicht neigen?
"Wir wissen nicht, wie genau das Gen mit der Neigung zur Fettleibigkeit zusammenhängt", sagt Cornelis. Sie nennt das Gen "mysteriös". Es sei wahrscheinlich, dass das FTO-Gen Einfluss auf das Verhalten und damit auch auf die Gewichtskontrolle von Menschen nehme.
Bekannt ist allerdings, dass zu viel Zucker schlecht für die Gesundheit ist. Und der Alkoholkonsum wird für mehr als 200 Krankheiten und für mehr als sechs Prozent aller Todesfälle weltweit verantwortlich gemacht.
Wenn die persönlichen Getränkevorlieben weniger mit Geschmack zu tun haben, als vielmehr mit psychischer Befriedigung, dann liefert die Studie der Forscher um Marilyn Cornelis eine mögliche Erklärung dafür, warum Ernährungsgewohnheiten so verdammt schwer zu verändern sind.