Ausstellung "Helden" in Frankfurt
30. Juni 2016Monumentale Figuren, Mischwesen aus einer Fabelwelt mit kolossalen Körpern und kleinen Köpfen. Keine Helden, die strahlend und siegreich daher kommen, sondern verwundet, geschunden und zerlumpt. Bei den Figuren, die der Maler und Bildhauer Georg Baselitz auf der Leinwand oder in Ton und Bronze verewigt hat, geht es um Helden, Hirten, Rebellen, Partisanen oder Maler. Viele tragen ganz moderne, nicht näher identifizierbare Uniformen.
Als Baselitz die 70 Helden-Bilder malte, die aktuell in der Ausstellung im Frankfurter Städelmuseum zu sehen sind, war er 27 Jahre jung. 1965 und 1966 sind sie entstanden, und gehören zu den Schlüsselwerken des deutschen Künstlers. Seine künstlerische Sicht auf "Helden" und "Neue Typen", so die Titel seiner Werkreihen, sind gleichzeitig auch Schlüsselwerke deutscher Kunst der 1960er Jahre.
Vergangenheit als Ist-Zustand
20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte Baselitz damals seine wenig heldenhaften Gestalten aus einer bereits als verschüttet geglaubten Vergangenheit wiederauferstehen lassen. Damit bilde er eine Wirklichkeit ab, die im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik nur ungern gesehen worden sei, sagt der Kurator und frühere Städeldirektor Max Hollein (im Bild re). Darüber hinaus sei "das Motiv des desolaten, gebrochenen Helden in apokalyptischer Landschaft" hochaktuell, wenn man sich das Chaos und die Zerrissenheit der Welt vor Augen führe, so Hollein.
Für Co-Kuratorin Eva Mongi-Vollmer eröffnen diese Leihgaben an Baselitz-Bildern, die aus bedeutenden internationalen Museums- und Privatsammlungen stammen, dem Publikum einen Blick auf "Ikonen der deutschen Nachkriegskunst". Baselitz habe sie vor 50 Jahren als einer der "jungen Wilden" in Deutschland "in explosionsartiger, aber kontrollierter Produktivität in weniger als zwölf Monaten entwickelt" und auf Leinwand gebannt.
"Helden" auf Museums-Tour
Georg Baselitz, inzwischen 78 Jahre alt, ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Künstler weltweit. 1969 hatte er seine großformatigen Bilder einfach umgedreht - und wurde damit berühmt. Mit diesem Rennomee ausgestattet, öffnen sich die Türen großer Museen für Ausstellungen seiner Arbeiten beinahe von selbst. Nach ihrem Auftakt im Frankfurter Städel wandert die Ausstellung weiter an das "Moderna Museet Stockholm", in den "Palazzo delle Esposizioni Rom" und zuletzt an das "Guggenheim Museum" im spanischen Bilbao".
Kuratiert und angeregt hat die Ausstellung Max Hollein, langjähriger Direktor des Frankfurter Städelmuseums. Dort sind die "Helden"-Bilder von Georg Baselitz noch bis zum 23. Oktober 2016 zu sehen.
kk/ hm (epd/dpa)