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Gerechter Weg aus dem Stau

Karl Zawadzky24. September 2002

Ab August 2003 müssen Lastwagen auf deutschen Autobahnen Maut-Gebühren zahlen. Mit einem neuen System will ein internationales Konsortium die Autobahnkosten gerecht eintreiben.

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Lkw, die auf deutschen Autobahnen fahen, sollen dafür zahlenBild: AP

Lastkraftwagen mit einem Gewicht von mehr als zwölf Tonnen müssen von August kommenden Jahres an auf allen deutschen Autobahnen durchschnittlich 15 Cent Maut pro gefahrenem Kilometer zahlen. Die Gebühr wird abhängig von der Achslast und dem Schadstoffausstoß in sechs Klassen zwischen zehn und 17 Cent pro Kilometer erhoben. Schwere Umweltverpester zahlen deutlich mehr als kleinere, abgasarme Lastwagen. Das elektronische Maut-Erfassungssystem wird von einem internationalen Konsortium unter Führung von DaimlerChrysler, der Deutschen Telekom und dem französischen Autobahnbetreiber Cofiroute aufgebaut und betrieben.

Beteiligt an dem milliardenschweren Auftrag ist auch das Ages-Konsortium aus dem britischen Mobilfunkkonzern Vodafone, Aral und Shell. Dieses Konsortium war bei der Ausschreibung ausgeschieden, hat gegen diese Entscheidung aber geklagt. Weil Ages nun doch noch mit ins Boot geholt wurde, haben sich die Verfahren allerdings erledigt.

Weg aus dem Stau

Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) freute sich darüber, denn nun kann die LKW-Maut ab kommendem August eingetrieben werden. Da die Einnahmen aus der Maut zum größten Teil zweckgebunden zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur eingesetzt werden sollen, handelt es sich für Bodewig um einen Weg aus dem Stau.

"Die LKW-Maut ist gerecht, weil sie Laster an den realen Kosten für die Schäden der Autobahn, die durch den Schwerlastverkehr entstehen, beteiligt", sagt der Minister. Lastkraftwagen über zwölf Tonnen verursachen Schäden von 3,4 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind 45 Prozent der Autobahnkosten eines jeden Jahres. Zudem werden nun auch ausländische LKW an den Kosten beteiligt.

Groß wie ein Autoradio

Die Erhebung der LKW-Maut wird mit einem neuartigen elektronischen System mit Namen "Toll Collect" ohne Eingriff in den Verkehrsfluss auf der Autobahn erfolgen. Es wird keine Mautstationen und keine Bindung an bestimmte Fahrstreifen geben. Das System basiert auf der Kombination aus Mobilfunk und dem satellitengestützten GPS-System, das bereits zur Ortung von Schiffen verwendet wird. Das heißt: Ein Lkw fährt beispielsweise von Hamburg nach München, teils auf Autobahnen, teils auf Landstraßen und teils im Stadtverkehr. Das im Fahrzeug eingebaute Geräte von der Größe eines Autoradios erkennt jeden gebührenpflichtigen Autobahnabschnitt und errechnet aus den Daten des Fahrzeugs wie Achszahl und Abgasklasse sowie den gefahrenen Kilometern die Gebühr. Die wird an eine Zentrale gefunkt, die direkt mit der Spedition abrechnet. Alles funktioniert voll automatisch.

Für ausländische Lastkraftwagen, die nur sehr gelegentlich deutsche Autobahnen nutzen, können bei der Einreise nach Deutschland bar oder per Kreditkarte pauschale Benutzungsgebühren an Tankstellen entrichtet werden. Eine Anschaffung des Erfassungsgerätes ist dann nicht nötig. Bei einer durchschnittlichen Mauthöhe von 15 Cent pro Kilometer kommt es bei einer Fahrleistung von 100.000 Kilometer nach Wegfall der Eurovignette zu einer Nettobelastung der Spedition von etwa 12.300 Euro. Das bedeutet eine Erhöhung der Kosten für den Betrieb des LKWs von acht bis zehn Prozent.

System soll ausgeweitet werden

"Toll Collect" soll knapp 600 neue Dauerarbeitsplätze schaffen. Aus den per Maut finanzierten zusätzlichen Verkehrsinvestitionen von anderthalb Milliarden Euro pro Jahr erhofft sich Verkehrsminister Bodewig 37.000 zusätzliche Arbeitsplätze. Die Geschäftsführung von Toll Collect wird in Berlin angesiedelt, die technischen Bereiche in Bonn und Brandenburg. Klaus Mangold, Vorstandschef von DaimlerChrysler Services, erklärt: "Wir gehen davon aus, dass wir mindestens 500 Millionen Euro investieren müssen. Davon ist ein Riesenanteil Hochtechnologie." Doch das Geld hält Mangold für gut angelegt, schließlich wollen die Investoren ihr System auch in andere Länder verkaufen.