"Gerechtigkeit für Trayvon"
20. Juli 2013Von Miami in Florida (Artikelbild) über New York und Chicago bis hin zum kalifornischen Los Angeles versammelten sich am Samstag Demonstranten und forderten "Gerechtigkeit für Trayvon". Zu den Kundgebungen in mehr als 100 Städten hatte die Bewegung National Action Network (NAN) unter Führung des kirchlichen Bürgerrechtlers Al Sharpton aufgerufen. Allerdings fielen die einzelnen Demonstrationen eher klein aus und beschränkten sich auf jeweils mehrere hundert Demonstranten, wie Fernsehbilder zeigten.
Martins Mutter: "Heute war es mein Sohn, morgen könnte es Eurer sein"
Die Mutter des im Februar 2012 erschossenen Teenagers, Sybrina Fulton, und sein Bruder Jahvaris Fulton nahmen an den Protesten in New York teil. Trayvon habe jedes Recht gehabt, sich dort aufzuhalten, wo er dann sein Leben verlor, sagte Sybrina Fulton auf der Kundgebung, zu der auch Sängerin Beyoncé und Rapper Jay-Z kamen. "Das sind die Fakten, auf denen wir beharren müssen, denn heute war es mein Sohn, morgen könnte es Eurer sein." Vater Tracy Martin demonstrierte in Miami mit. In Sanford (Florida), der Stadt, in der Trayvon erschossen wurde, marschierten mehrere Hundert Menschen die Straßen entlang - in ihren Händen ein Poster mit dem Porträt des Getöteten.
Der damals 17-jährige Trayvon war einkaufen, als er von George Zimmerman, Mitglied einer Bürgerwehr, erschossen wurde. Zimmerman (29) machte im Prozess erfolgreich Notwehr geltend. Mit den Protestaktionen vom Samstag wollen Schwarzenorganisationen auch erreichen, dass der Todesschütze erneut vor Gericht gestellt wird - diesmal wegen Verletzung von Trayvons Bürgerrechten.
Obama: "Das hätte ich vor 35 Jahren sein können"
Am Freitag hatte sich auch Präsident Barack Obama sehr emotional zu Wort gemeldet. Bei einem überraschenden Auftritt vor Journalisten prangerte er Vorurteile gegenüber den Schwarzen im Land und "rassische Ungleichheiten" im US-Strafrecht an, vermied es aber, den Freispruch direkt zu kritisieren. In einer ausgesprochen persönlichen Passage zog er eine Parallele zwischen Trayvon Martin und seinen eigenen Erfahrungen in jungen Jahren. "Das hätte ich vor 35 Jahren sein können", sagte der erste afroamerikanische Präsident der USA.
"Es gibt sehr wenige afroamerikanische Männer in diesem Land, die nicht die Erfahrung gemacht haben, verfolgt zu werden, während sie in einem Kaufhaus einkauften. Das gilt auch für mich", sagte Obama. "Es gibt sehr wenige afroamerikanische Männer, die nicht selbst die Erfahrung gemacht haben, dass sie hörten, wie Autoschlösser verriegelt wurden, während sie auf der Straße liefen. Das ist mir passiert - zumindest bevor ich Senator wurde..." Obama sprach auch das umstrittene Notwehrgesetz "Stand Your Ground" (etwa: "Steh Deinen Mann") in Florida an. Es erlaubt Bürgern, sich notfalls auch mit tödlicher Gewalt zu verteidigen, wenn sie sich bedroht fühlen. Ähnliche Regelungen gibt es noch in rund 30 anderen US-Bundesstaaten. Obama ging aber nicht so weit, direkt eine Abschaffung des Gesetzes zu fordern.
sti/ml (afp, dpa)