Geschichte aus Togo gewinnt Hörerwettbewerb
27. August 2012Die Eltern haben sieben Kinder und sind mit der Erziehung ihres Nachwuchses völlig überfordert. Da kommt das Angebot der Tante gelegen: Sie verspricht, zwei Jungen bei sich aufzunehmen. Doch statt für die Kinder zu sorgen, bringt sie die Jungen nach Nigeria, wo sie zur Arbeit im Haushalt einer reichen Familie und auf dem Feld gezwungen werden.
So beginnt die Geschichte von Bouloufèi Bèwèzima, der gemeinsam mit dem Jugendclub "A nous la planète" aus Lomé den Learning by Ear-Wettbewerb der Deutschen Welle gewonnen hat. Seine Erzählung hat schließlich doch noch ein Happy End: Die beiden Jungen erreichen nach langer Flucht ihren Heimatort und können ihre Eltern wieder in die Arme schließen. In der Realität gingen solche Geschichten jedoch nicht immer glimpflich aus, erzählt der Autor: "Jedes Jahr sehen wir Kinder, die die Schule abbrechen, um in Nigeria oder anderswo zu arbeiten, für ein Fahrrad, ein Motorrad oder eine Nähmaschine. Viele von ihnen verschwinden einfach und kommen nie zurück."
Die eigene Geschichte fürs Radio
Wie viele der Einsendungen ist auch diese Geschichte inspiriert von den Alltagserfahrungen und -beobachtungen der jungen Hörer. Die Geschichten, die in den letzten Wochen in der Learning by Ear-Redaktion eingingen, drehten sich häufig um die Themen Bildung, Familienprobleme, ungewollte Schwangerschaft oder Kinder- und Frauenrechte. Im Beitrag der Gruppe "Tsanaga Jeunesse" , eine Clique von Freunden aus Nord-Kamerun, geht es beispielsweise um ein Mädchen, das mit einem viel älteren Mann zwangsverheiratet wird. Diese Geschichte belegte im Hörerwettbewerb den zweiten Platz.
Der dritte Platz ging an das "Zvandiri Youth Advocacy Team" aus Simbabwe. In dieser Gruppe engagieren sich HIV-positive Kinder und Jugendliche gegen Stigmatisierung und Diskriminierung. Eine Geschichte für Learning by Ear zu schreiben, habe ihnen sehr geholfen, das Erlebte zu verarbeiten, erzählt Loyce Maturu: "Wir erleben diese Vorverurteilung in der Schule und sogar in unseren eigenen Familien. In der Geschichte wollten wir alle Orte und Bereiche aufzeigen, in denen HIV-positive Kinder und Jugendliche diskrimiert werden."
Themen, die alle interessieren
Die Bereitschaft, auch schwierige Themen anzusprechen, hat Learning by Ear in ganz Afrika beliebt und erfolgreich gemacht. Die eingesandten Themen zeigen, dass längst nicht alle Geschichten erzählt sind. Insgesamt 36 Einsendungen aus 15 Ländern quer über den Kontinent waren im Rennen. Eine fünfköpfige Jury aus der Afrika-Redaktion der Deutschen Welle bewertete die teils sehr persönlichen Erzählungen, darunter Zainab Mohammed Abubakar aus der Haussa-Redaktion. Ihr fiel die Entscheidung schwer, denn es seien viele gute Geschichten dabei gewesen. Die Gewinnergeschichte hat ihr jedoch am besten gefallen. Es sei ein wichtiges Thema für junge Leute, denn in einigen afrikanischen Ländern sei Kinderhandel leider eine Realität, meint die Redakteurin - "gerade wenn man sich Leute aus ärmeren Verhältnissen anschaut, die sich abmühen, um ein besseres Leben führen zu können."
Theaterworkshop für die Gewinner
Die Gewinnergeschichte aus Togo wird 2013 auch in die neue Learning by Ear-Serie einfließen. Außerdem bringen die Sieger gemeinsam mit dem Learning by Ear-Team ihre Geschichte auf die Bühne: Die Story von Bouloufèi Bèwèzima wird als Theaterstück adaptiert und von den Teilnehmern der Gruppe in ihrer Heimatstadt Lomé aufgeführt.
Auch die Drittplatzierten des "Zvandiri Youth Advocacy Teams" wollen noch mehr aus ihrer Geschichte machen: Sie planen die Uraufführung ihres Stücks über HIV in Harare.