Angela Merkel empfängt Richard Gere
9. Februar 2017In Angela Merkels Lieblingsfilm dreht sich alles um die Liebe: Es ist der DEFA-Kultstreifen "Die Legende von Paul und Paula" (1973), einer der erfolgreichsten DDR-Spielfilme. Was sie von "Pretty Woman" (1990) hält, eine der erfolgreichsten Liebesgeschichten der USA, ist nicht bekannt. Den Filmpartner von Julia Roberts aber, Richard Gere, wollte Merkel wohl kennenlernen. Genau wie zuvor schon George Clooney, Tom Hanks oder Regisseur Steven Spielberg. Ob diese Männer Lieblingsschauspieler oder Vorbilder sind - darüber schweigt Merkel.
Doch allein die Tatsache, dass sie sich mit ihnen trifft, ist immer auch eine politische Botschaft. Die Frage ist nur: Was für eine. Schließlich wurde sie sowohl von Clooney als auch von Richard Gere in der Vergangenheit für ihre Haltung in der Flüchtlingspolitik gelobt. Kritische Äußerungen von ihnen an Merkel sind bislang nicht bekannt. Die Auswahl ihrer berühmten Gesprächspartner lässt manch einen daher vermuten, dass sich Angela Merkel von den Treffen vor allem größere Beliebtheit erhofft.
Vage Aussagen über Inhalt des Gesprächs
Nun war in diesem Jahr also Richard Gere derjenige, dem Angela Merkel trotz ihres vollen Terminkalenders Zeit einräumte. Der 67-jährige Gere ist bekennender Buddhist und Vorsitzender der "International Campaign for Tibet", einem 1988 gegründeten Verein, der sich für Demokratie, die Sicherung der Menschenrechte in Tibet sowie den Schutz von Kultur und Umwelt der zur Volksrepublik China gehörigen Bergregion einsetzt.
Mit Merkel hat sich Gere im Berliner Kanzleramt nun vor allem über die Einhaltung der Menschenrechte in Tibet ausgetauscht. Die beiden haben "über die Lage in der Region" gesprochen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag nach dem Gespräch via Twitter mit. Nach dpa-Informationen dauerte das Gespräch etwa eine dreiviertel Stunde und damit länger als die geplanten 30 Minuten.
Haltung zu China unverändert
Obwohl es nur vage Informationen darüber gibt, was Gere und Merkel besprochen haben, ist eine Veränderung der Haltung Deutschlands gegenüber China ausgeschlossen. So hatte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer im Vorfeld des Treffens betont, dass die Bundesregierung grundsätzlich zur Ein-China-Politik stehe, wonach es nur ein vereintes China gibt. Aber Berlin setze sich auch für die Achtung der Menschenrechte in China und der Minderheitenrechte der Tibeter sowie deren Anspruch auf kulturelle und religiöse Autonomie in China ein.
Entscheidend ist jedoch, wie dieses Treffen in Peking ankommt. Bereits mehrfach hat sich die Kanzlerin schon mit dem Dalai Lama getroffen, dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter, was China immer als Affront empfunden hat. Und Richard Gere ist zudem ein Freund des Dalai Lamas und hatte schon bei der Oscar-Verleihung 1993 die chinesische Tibet-Politik angeprangert.
Am Mittwoch traf Gere zudem die Grünen-Politikerin Claudia Roth, die er schon lange kennt, und die ebenfalls für die Rechte der Tibeter kämpft. Im Gespräch mit Roth nannte Gere Deutschland ein Vorbild in bewegten politischen Zeiten: "Ich komme aus einem Land, das im Moment sehr chaotisch ist. Und offen gesagt schauen wir gerade auf Deutschland, um uns inspirieren zu lassen."
Auf der Berlinale, die am Donnerstagabend (9. Februar) beginnt, wird Gere seinen neuesten Film, den Thriller "The Dinner", vorstellen. Außerdem darf man gespannt sein, wie sich diese Berlinale - das politischste der drei großen Filmfestivals von Berlin, Cannes und Venedig - angesichts der Politik von US-Präsident Donald Trump verhält.
bb/pl (dpa/afp)