Gestrandet im "Dschungel" des Balkans
Zwischen Serbien und Kroatien campieren hunderte Flüchtlinge unter freiem Himmel. Sie hoffen auf eine Chance, nach Westeuropa zu gelangen und dem Leben im "Dschungel" zu entkommen. Dimitris Tosidis berichtet aus Šid.
Leben im "Dschungel"
Mehr als 150 Menschen verstecken sich im "Dschungel" - einem dicht bewachsenen Gebiet neben den Gleisen einer Bahnstrecke, die die serbische Grenzstadt Šid mit Kroatien verbindet. Die meisten Bewohner haben schon mehrere Versuche hinter sich, Mitteleuropa zu erreichen: mit Hilfe von Schmugglern, alleine oder in Gruppen, als blinde Passagiere auf Lastwagen oder Güterzügen.
Die Spur der Tränen
Auf den ersten Blick scheint es ein Leichtes, einfach den Schienen der Zugstrecke zu folgen. Doch der Weg auf dem Gleisbett habe schon Todesopfer gefordert, berichten die Camp-Bewohner. Zwei Menschen seien auf den Schienen eingeschlafen und von Zügen erfasst worden.
Mühsal des Alltags
Ein kaltes Rinnsal unter einer Brücke dient Ibrahim aus Afghanistan als Waschgelegenheit. So wie er leben alle Flüchtlinge im "Dschungel" unter unhaltbaren Bedingungen: Waschgelegenheiten oder Toiletten gibt es nicht. Eigentlich gibt es gar nichts für die Migranten hier in Šid.
Frühstück auf Rädern
Nicht allen Einwohnern der Stadt sind die Flüchtlinge egal. "No Name Kitchen" (Küche ohne Namen) - so heißt eine Initiative von Freiwilligen, die Frühstück an die Menschen im Camp verteilen. Von den serbischen Behörden dagegen kommt keinerlei Hilfe für den "Dschungel".
Endlich essen!
Eine warme Mahlzeit, wie sie hier zwei Flüchtlinge in einer verlassenen Fabrik kochen, ist eine Seltenheit im "Dschungel". Hunger, Entbehrungen und tägliche Gewalt prägen das Leben der Bewohner des Camps mitten im serbischen Nirgendwo.
Einer von vielen
Auch Dragan (Mitte) aus Mazedonien, versteckt sich in den Wäldern in der Nähe von Šid. Wie alle Flüchtlinge hier, versucht auch er, sich nach Zentraleuropa durchzuschlagen. Unter den Hunderten von Syrern und Afghanen ist Dragan - gemeinsam mit einem Flüchtling aus China - ein Kuriosum im Camp.
Das lange Warten
Afghanische Asylsuchende vertreiben sich die Zeit auf einem Dach einer verlassenen Fabrik. Das Warten auf den nächsten Versuch, irgendwie doch nach Mitteleuropa zu gelangen, ist oft quälend.
Blinder Passagier
Ein Flüchtling, ein Güterzug, eine Möglichkeit. In wenigen Augenblicken wird dieser Mann sich in einem der Waggons verstecken, in der Hoffnung, irgendwie nach Kroatien und von dort aus weiter in ein anderes europäisches Land zu gelangen.
Nächster Stopp: Westeuropa?
Diejenigen, die es sich leisten können, Schmuggler zu bezahlen, versuchen per Taxi durch Kroatien nach Westeuropa zu fahren. Der Preis dafür liegt bei etwa 1.200 Euro.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Jadali, 22, aus Afghanistan, ist gerade wieder nach Šid zurückgekehrt. Bei seinem letzten "Fluchtversuch" aus dem Camp wurde er in Kroatien aufgegriffen und dort für zwei Tage ins Gefängnis gesteckt. Die kroatischen Behörden, so erzählt er, hätten ihn sehr schlecht behandelt.