Gesundheit
9. Oktober 2011Seit nunmehr 30 Jahren kämpft die "BUKO Pharma-Kampagne" dafür, dass nur wirksame und bezahlbare Medikamente in die unterentwickelten Regionen der Welt kommen. Ursprünglich ist die Nichtregierungsorganisation aus dem "Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen" hervorgegangen und hat viel für die Gesundheit in Entwicklungsländern getan. Unter anderem setzte sich die Organisation erfolgreich für ein Exportverbot für Arzneimittel ein, die in Deutschland nicht zugelassen waren - und auch dafür, dass alle Menschen Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten haben. "Teilweise sind die Preise für die Medikamente viel zu hoch, gerade auch wenn es ein Patent darauf gibt," erklärt Dr. Christiane Fischer. Für die Medizinerin und Aktivistin der Entwicklungsorganisation "BUKO Pharma-Kampagne" in Bielefeld ist Gesundheit ein Menschenrecht.
Medikamente müssen bezahlbar sein
Patente treiben die Preise für Medikamente nach oben, denn so versuchen Pharmakonzerne zum Beispiel Forschungsaufwendungen auszugleichen - aber auch ihre Profite zu maximieren. Neu entwickelte Präparate unterliegen dem Patentschutz, der nach der Einführung auf dem Markt noch rund zehn bis zwölf Jahre gilt. Die Preise sind entsprechend hoch und für Menschen in Entwicklungsländern meist unerschwinglich. Aber gerade in diesen Gebieten sterben jährlich Hunderttausende an AIDS oder Tuberkulose. Man müsse sich die Frage stellen, meint Dr. Christiane Fischer, ob Patente überhaupt noch eine zeitgemäße Lösung seien, um Forschung und Entwicklung zu finanzieren und anzukurbeln.
Generika für die AIDS-Therapie
Beispiel AIDS: Rund 11.000 Dollar pro Jahr kostet eine HIV-Behandlung mit patentierten Präparaten. Dass es auch anders geht, zeigt das indische Pharma-Unternehmen Cipla mit Medikamenten, die nur 350 Dollar pro Patient und Jahr kosten. 2001 hatten 39 Pharmafirmen aus reichen Industrienationen sogar gegen Südafrika geklagt, das Land mit der weltweit höchsten HIV-Infektionsrate. Sie wollten verhindern, dass in Südafrika preisgünstige AIDS-Medikamente hergestellt oder ins Land importiert werden. Das HIV-Medikament "AfriVir" eines kongolesischen Generika-Herstellers zum Beispiel kostet umgerechnet rund 200 Dollar. Ohne derartige Präparate aber, sagt Professor Peter Schönhöfer, sei die Versorgung AIDS-Kranker in Entwicklungsländern nicht möglich. Es findet es unfassbar, dass ein Pharmahersteller mit allen Mitteln und auf dem Klageweg versuche, den Menschen den Zugang zu wichtigen Arzneimitteln zu verschließen.
Veraltete Medikamente statt Forschung
Generika, die nach Ablauf des Patentschutzes hergestellt werden, sind gerade im Hinblick auf HIV meist hoffnungslos veraltet. Auch bei vielen anderen Krankheiten wie multiresistenter Tuberkulose oder Krebs können die meisten alten Medikamente kaum etwas ausrichten.
Für viele der Krankheiten, die es vorwiegend in Entwicklungsländern gibt, wäre intensive Forschung nötig. Zudem müssten neue Arzneien zu einem bezahlbaren Preis vertrieben werden. Die Pharmakonzerne forschen allerdings in eine andere Richtung, entwickeln vor allem teure Medikamente für die Industrieländer. So helfen weniger als ein Prozent aller neu entwickelten Medikamente gegen Krankheiten in Entwicklungsländern. Bis heute sind deshalb arme Patienten noch weit entfernt von dem propagierten "Menschenrecht auf Gesundheit", betonen die Vertreter der "BUKO Pharma-Kampagne". Gesundheit sei eben noch immer vor allem eine Frage des Geldes.
Autoren: Michael Engel / Gudrun Heise
Redaktion: Gero Rueter