Chinas Abschwung trifft auch deutsche Firmen
12. November 2019Das Jahresende schlägt auf die Stimmung, jedenfalls wenn es um die Geschäfte in China geht. Denn die schwächelnde Wirtschaftslage dort wirkt sich auch auf deutsche Firmen vor Ort aus. Das hat eine Mitgliederbefragung zum Geschäftsklima der deutschen Handelskammer in Peking (AHK) ergeben. "Die Erwartungen der deutschen Unternehmen sind so niedrig wie seit Jahren nicht mehr", heißt es.
Gerade mal ein Viertel der Unternehmen (27 Prozent) gingen demnach noch davon aus, in diesem Jahr ihre Geschäftsziele in der Volksrepublik erreichen zu können. Gerade in der Automobil- und Maschinenbau-Branche - den eigentlichen Stärken der deutschen Wirtschaft - sind die Vorhersagen erheblich zurückgegangen.
Gedämpfer Optimismus
Die Stimmung der Firmen leide unter der sich verlangsamenden Konjunktur Chinas gepaart mit den Auswirkungen des Handelskonfliktes, teilte die Kammer mit. So fühlen sich 83 Prozent der deutschen Unternehmen direkt oder indirekt vom Handelskrieg zwischen China und den USA betroffen.
Auch für kommendes Jahr seien nur zaghafte Anzeichen einer Erholung auszumachen. "2020 wird sehr wahrscheinlich durch die vom Handelskonflikt und der Abschwächung des globalen sowie chinesischen Wirtschaftswachstums bedingten Unsicherheiten geprägt sein", sagte Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Peking, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Zwar sei China nach wie vor ein wichtiger Markt, der für die befragten Unternehmen wertvolle Geschäftsmöglichkeiten biete. Allerdings seien die Wachstumspotenziale deutscher Unternehmen in China durch Marktzugangsbeschränkungen und komplexe regulatorische Rahmenbedingungen weiterhin begrenzt.
Diffuse Rahmenbedingungen
Dabei stellen indirekte Beschränkungen - wie die Vergabe von Lizenzen, unverhältnismäßige Ausschreibungsverfahren, eine mangelnde Beteiligung an der Entwicklung von Industriestandards und unzureichende Vorlaufzeiten - bei der Umsetzung neuer Vorschriften laut AHK die größten Hürden für deutsche Unternehmen dar.
Für etwa jeden zweiten Befragten waren Rechtsunsicherheit und die diffusen rechtliche Rahmenbedingungen sowie Technologietransfer die bedeutsamsten Herausforderungen im China-Geschäft.
Die Kammer appellierte, auf den Abschluss eines umfassenden Investitionsabkommens zwischen der EU und China hinzuarbeiten. Ein Abkommen, das einen fairen Marktzugang umfasst, würde neue Impulse setzen und die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen "auf eine neue Stufe heben", so Hildebrandt.
China schwächelt
Chinas Wirtschaftswachstum lässt nach, im dritten Quartal des Jahres war die Zuwachsrate mit 6,0 Prozent so niedrig wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Als Ursachen nannten Experten den Handelskrieg der USA mit China, die Verunsicherung von Investoren und die chinesischen Bemühungen, gegen die wachsende Verschuldung anzugehen.
Das langsamere Wachstum in den USA und China durch den Handelskrieg der beiden größten Volkswirtschaften bremst die Weltwirtschaft und verschlechtert auch die Aussichten für Deutschland. Zuletzt hatten Peking und Washington jedoch signalisiert, ein Abkommen zur Entspannung des Konfliktes schließen zu wollen.
hf/hb (dpa)