Gewalt in Afghanistan nach der Wahl
7. April 2014Bei zwei blutigen Anschlägen wurden am Montag mindestens 18 Menschen getötet. In der südlichen Provinz Kandahar starben 15 Dorfbewohner, als ihr Bus von einem Sprengsatz zerstört wurde, wie die Polizei mitteilte. In der westlichen Provinz Herat wurden drei Polizisten getötet, als ein versteckter Sprengsatz explodierte.
Der Ablauf der Präsidentenwahl wurde international aber als ermutigendes Zeichen gesehen. Die Bundesregierung gratulierte den Wählern in Afghanistan dazu, dass sie trotz aller Einschüchterungsversuche ihre Stimme abgegeben haben. Sie hätten "mit großem Mut" ihr demokratisches Grundrecht wahrgenommen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon würdigte die hohe Beteiligung an der Abstimmung. Mit ihrer Stimmabgabe hätten die Afghanen einen Beweis ihres Mutes sowie ein Bekenntnis zur Wahrnehmung ihrer Bürgerrechte abgegeben, sagte Ban.
Millionen Afghanen hatten den Drohungen der radikal-islamischen Taliban getrotzt und bei der als historisch bezeichneten Präsidentenwahl am Samstag für einen Nachfolger von Amtsinhaber Hamid Karsai gestimmt. Mit der Wahl bereiteten sie der ersten demokratischen Machtübergabe in der Geschichte Afghanistans den Weg. Unerwarteter Weise war der Wahltag weitgehend gewaltfrei verlaufen.
Auszählung über Wochen
Erste offizielle Teilergebnisse der Wahl werden in den kommenden Tagen erwartet. Lastwagen mit Wahlurnen aus dem ganzen Land erreichten am Montag die Hauptstadt Kabul. Es werde ein langer Auszählungsprozess, kündigte die Wahlkommission an. Die drei aussichtsreichsten unter den acht Bewerbern für die Nachfolge von Staatschef Karsai sind dessen langjähriger Rivale, der frühere Außenminister Abdullah Abdullah, Ex-Finanzminister Aschraf Ghani und Ex-Außenminister Salmai Rassul. Falls keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit erreicht, soll Ende Mai eine Stichwahl stattfinden.
Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichteten nach Besuchen in rund ein Dutzend Wahllokale in Kabul, Abdullah liege dort nach ersten unbestätigten Stimmauszählungen klar in Führung. Das Bild sei in allen besuchten Wahllokalen ähnlich gewesen.
Trotz Klagen über Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung geht die Wahlkommission von weniger Betrugsfällen aus als beim vorherigen Urnengang im Jahr 2009. Insgesamt seien im Zusammenhang mit der Abstimmung rund 1400 Beschwerden eingegangen, erklärte Kommissionschef Abdul Satar Saadat. Größtenteils seien fehlende Wahlzettel Grund für die Beschwerden, sagte Saadat. Eine Einschätzung, wie begründet die Vorwürfe seien, könne er aber noch nicht geben.
qu/kle (rtrd+e, apf, dpa)