Nackte Gewalt
29. Januar 2008Ungeachtet der Vermittlungsbemühungen des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan ist kein Ende der Gewalt in Kenia abzusehen. In der Hauptstadt Nairobi wurde in der Nacht zum Dienstag (29.01.2008) der Oppositions-Abgeordnete Mugabe Were erschossen. Er wurde von zwei Bewaffneten getötet, als er kurz nach Mitternacht zu seinem Haus in einem Vorort Nairobis fuhr.
Odinga: "Das Land gleitet in Anarchie ab"
Oppositionschef Raila Odinga warf seinen politischen Gegnern vor, hinter dem Attentat zu stecken und befürchtet, dass Kenia in die Anarchie abgleitet. Auch die Polizei schloss politische Motive der Tat nicht aus. Präsident Mwai Kibaki rief die Bevölkerung abermals zur Ruhe auf.
In Nairobi wurden infolge des Mordes mehrere Menschen bei Ausschreitungen getötet. Auch in anderen Landesteilen gehen die blutigen Auseinandersetzungen weiter. In der Stadt Naivasha beschossen Armeehubschrauber Demonstranten. Ein Polizeisprecher sagte, damit sollte die aufgebrachte Menschenmenge auseinander getrieben werden.
In Kisumu, einer Hochburg der Opposition, wurde am Montag ein Mitglied der Kikuyu, des Stammes von Kibaki, von einer aufgebrachten Menge gesteinigt und mit Macheten zu Tode gehackt. Der Leichnam wurde anschließend verbrannt. Hunderte mit Macheten bewaffnete Jugendliche ziehen dort weiter durch die Straßen. Sie warfen mit Steinen auf die Polizei, die ihrerseits Schüsse in die Luft abgab. Augenzeugen auch aus anderen Landesteilen schildern ähnliche Szenen.
Annan setzt Hoffnung auf Friedensgespräche
Inzwischen nahmen die Partei Kibakis und die Opposition offiziell Gespräche über eine Beilegung der Krise in dem afrikanischen Land auf. Der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, leitet die Verhandlungen. Hintergrund der Auseinandersetzungen ist der Ausgang der Wahl am 27. Dezember. Die Opposition wirft Kibaki, der nach amtlichen Angaben als Staatsoberhaupt bestätigt wurde, Wahlbetrug vor. Bei den seit einem Monat anhaltenden Stammeskämpfen sind schon mehr als 900 Menschen getötet worden. Rund 250.000 Menschen sind auf der Flucht.
Angesichts der anhaltenden Gewalt forderte die kenianische Opposition die Afrikanische Union auf, Kibaki von der Teilnahme am Gipfeltreffen der Organisation am Donnerstag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba auszuschließen. Die Europäische Union drohte mit dem Entzug von Hilfsgeldern. (mm)