DW verurteilt Angriff auf Reporter Alkhaled in Düsseldorf
15. Oktober 2024Die Deutsche Welle (DW), Deutschlands Auslandsrundfunkanstalt, verurteilt die "widerliche Gewalttat", so DW-Intendant Peter Limbourg. Einer ihrer Mitarbeiter war in Düsseldorf während eines Konzertes attackiert worden.
Adonis Alkhaled, Reporter für die arabische Onlineredaktion der Deutschen Welle, sagte, er sei von Sicherheitskräften geschlagen worden, nachdem er ein Interview mit dem syrischen Musiker Al Shami geführt hatte.
Eine Sprecherin von Al Shami betonte, das Interview sei "reibungslos ohne Probleme" verlaufen. Der gewalttätige Übergriff sei geschehen, nachdem der Musiker und seine Crew gegangen seien.
Was ist Adonis Alkhaled passiert?
In einer Presseerklärung hat die DW am Sonntag Alkhaleds Bericht der Ereignisse wiedergegeben. Demnach trugen sich die Ereignisse am späten Freitagabend und frühen Samstagmorgen in der Mitsubishi Electric Hall in Düsseldorf zu. Während des Interviews mit dem syrischen Künstler seien er und eine Kollegin von Sicherheitsbediensteten bedroht und beleidigt worden, so Alkhaled.
Unter anderem soll Alkhaled als "Schwuchtel" beschimpft und mehrfach abfällige Bemerkungen über die Deutsche Welle gemacht worden sein.
Nachdem die beiden Journalisten das Interview aus Sicherheitsgründen abgebrochen hatten, wurde Adonis Alkhaled nach eigenen Aussagen von mehreren Mitgliedern des Security-Teams aus dem Interviewbereich in einen Hinterhof gedrängt.
Alkhaled wurde von einem einzelnen Angreifer mehrfach geschlagen, so die DW-Presseerklärung. Der Reporter wurde anschließend in die Notaufnahme gebracht. Am Samstagmorgen konnte er das Krankenhaus verlassen und hat Strafanzeige erstattet. Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet. Nach DW-Angaben werden Videoaufnahmen des Vorfalls "sichergestellt und ausgewertet".
Musiker Al Shami verurteilt Gewalt gegen Journalisten
Auf Anfrage der DW sagte die Pressesprecherin des Künstlers: "Al Shami und sein Management verurteilen unmissverständlich jede Form von Gewalt oder Drohungen, speziell gegen Journalisten."
"Die Ereignisse, die Sie beschreiben, haben stattgefunden, nachdem das Interview beendet war und unser Team sich von Ihren Mitarbeitern getrennt hatte", heißt es weiter. "Wir entschuldigen uns aufrichtig für den bedauerlichen Zwischenfall und sind bestrebt, bei Ihren Ermittlungen in dieser Angelegenheit zu helfen."
Auch der Konzertveranstalter "Luxus Event" verurteilte die Tat und erklärte am Dienstag in einem Statement, dass er jegliche Formen von verbaler und körperlicher Gewalt klar ablehne. "Ebenso bekräftigen wir unseren tiefen Respekt für alle Medien", hieß es weiter. "Selbstverständlich sind wir in vollem Umfang bereit, bei der Aufklärung dieser Tat mitzuwirken."
DW: "Angriff auf die Pressefreiheit"
In einem am Sonntag veröffentlichten Statement verurteilte DW-Intendant Peter Limbourg die Tat scharf. "Diese Tat ist nicht nur eine widerliche Gewalttat, sondern auch ein Angriff auf die Pressefreiheit. Täter und Anstifter müssen hier die ganze Härte des Rechtsstaates zu spüren bekommen." Die Solidarität aller Mitarbeitenden der DW gelte jetzt "unserem verletzten Kollegen".
Alkhaled: Künstler und Veranstalter sollten Sicherheit garantieren
Als Reaktion auf den gewalttätigen Übergriff sagte Adonis Alkhaled: "Journalisten müssen in der Lage sein, ihre Arbeit ohne Bedrohungen und Gewalt auszuüben, um die Öffentlichkeit objektiv und unabhängig informieren zu können. Solche Angriffe gefährden dieses grundlegende Recht und behindern die Arbeit der Presse."
Er fügte hinzu, dass sowohl der Veranstalter als auch der Künstler Verantwortung tragen für ihre Mitarbeiter und Sicherheitskräfte. "Sie haben eine Sorgfaltspflicht, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten, die Presse eingeschlossen, sicher und respektvoll behandelt werden. Der Vorfall weist auf ein Managementversagen hin, weil das Security-Team sich wiederholt aggressiv benommen hat, ohne deeskalierende Maßnahmen."
Der Reporter betonte, es sei wichtig, dass Angriffe wie dieser nicht ungestraft blieben. "Sonst würde das einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, nach dem andere Veranstalter oder Künstler glauben, dass sie sich ähnlich aggressiv gegenüber Journalisten benehmen können. Juristische Schritte und öffentliche Kritik", so Adonis Alkhaled, "können dafür sorgen, dass solch ein Verhalten nicht toleriert wird und Konsequenzen hat."
"Brutaler Angriff"
Der für die Medienpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen zuständige Minister Nathanael Liminski (CDU), verurteilte den Vorfall als "brutalen Angriff". Es sei nicht nur ein "lokaler Vorfall", sondern ein "Angriff auf die Pressefreiheit und auf unsere Demokratie." Er sagte weiter: "Medienschaffende müssen überall uneingeschränkt ihren Tätigkeiten nachgehen können, ohne verbale Attacken oder gar körperliche Gewalt zu erfahren."
Auch wenn Sänger Al Shami und sein Management die Tat verurteilen würden, hätten sie besser vorher darauf hinwirken müssen, dass so etwas in ihrem Umfeld gar nicht erst passiert, erklärte Liminski. "Ich setze auf eine schnelle und umfassende Aufklärung der Geschehnisse."
Besserer Schutz von Journalisten gefordert
Auch der kultur- und medienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion von Bundeskanzler Olaf Scholz, Helge Lindh, verurteilte den Annschlag in einer Erklärung. "Der brutale Überfall auf Adonis Alkhaled ... ist ein nicht hinnehmbarer Angriff auf die Pressefreiheit. "Journalisten müssten ihre Arbeit frei und ohne Angst vor Repressionen oder Gewalt ausüben können", sagte er und sprach den betroffenen Journalisten seine 'volle Solidarität" aus.
Als Reaktion auf den Angriff auf Alkhaled forderte der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Sicherheitskräfte und Veranstalter auf, die Sicherheit der Journalisten zu gewährleisten. Der DJV-Vorsitzende Marian Friedrich nannte den Vorfall ein "neues Level der Gewalt“ und forderte die strafrechtliche Verfolgung der Täter.
Hohe Dunkelziffer
In einem Interview mit der DW sagte Anja Osterhaus, Politik- und Strategie-Direktorin des deutschen Zweigs von Reporter ohne Grenzen (RSF), dass 2023 in Deutschland Dutzende von Angriffen auf Journalisten registriert wurden: Die Dunkelziffer sei aber noch viel höher.
"Das ist das eigentliche Problem. Viele der Angreifer werden nie strafrechtlich verfolgt. Zum Teil, weil es sehr schwer zu beweisen ist. Sie verschwinden, oft wissen wir nicht, wer es war. Oft fehlt es an Zeugenaussagen“, sagte sie. "Insgesamt glaube ich, dass wir die Relevanz und Bedeutung von Angriffen auf Journalisten unterschätzen. Sie werden nicht ernst genug genommen. Und oft übernehmen die Menschen nicht die Verantwortung, die sie eigentlich übernehmen sollten.“
Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.