Honduras' tödliche Nachbarschaft
Tausende Menschen fliehen vor der Gewalt aus Honduras. In dem armen mittelamerikanischen Land bekämpfen sich Jugendbanden und Drogenhändler. Der Fotograf Edgard Garrido begleitet Opfer und Täter.
Plötzlich war es still
Die Straße ist auf einmal menschenleer. Eine Person liegt in der Mitte der Kreuzung, regungslos. Der Mann wurde während einer Schießerei in Honduras' Hauptstadt Tegucigalpa getötet - ein weiteres Opfer der Bandenkriege im Viertel Japon.
Ein Alltag voller Schmerz
Jeden Tag sterben Menschen durch die Gewalt auf der Straße - und hinterlassen trauernde Verwandte und Freunde. Diese Frau bricht vor einer Leichenhalle neben einem Sarg zusammen, in dem die Leiche eines entführten und getöteten Mannes liegt.
Den Schrecken abbilden
Knapp drei Monate verbrachte der mexikanische Reuters-Fotograf Edgard Garrido in Honduras und dokumentierte die Gewalt und ihre Folgen. Er lernte Polizisten, Soldaten und Bandenmitglieder kennen, ebenso wie Rechtsmediziner, Leichenwagenfahrer, Pastoren und die Familien der Opfer.
Mit Polizei allein nicht zu lösen
Geprägt durch die extreme Gewalt von Jugendbanden und Drogenhändlern gilt Honduras als eines der gefährlichsten Länder der Welt. Weit verbreitete Armut führt zu Perspektivlosigkeit: 68 Prozent der rund neun Millionen Einwohner leben in ärmlichen Verhältnissen. Hinzu kommen Korruption und Menschenrechtsverletzungen. Patrouillengänge der Polizei wie hier im Gang-Viertel El Hoyo ändern daran wenig.
Mitgliedschaft oder Tod
Die Banden erpressen Schutzgeld, besetzen Häuser, kontrollieren ganze Stadtviertel und zwangsrekrutieren Jugendliche. Diese beiden Jungen sind Mitglieder der Barrio-18-Gang, die ebenso wie die Mara-Salvatrucha-Bande die Bevölkerung täglich terrorisieren. Die Gangs sind international vernetzt und wurden vor Jahrzehnten in Kalifornien gegründet.
Tod eines Diskjockeys
Der DJ Ronald Blanco war 37 Jahre alt, als er vor seinem Haus von 15 Kugeln getroffen wurde. Mitglieder der Barrio-18 sollen dafür verantwortlich sein. Ein Polizei-Pickup holt die Leiche im Viertel Japon in Tegucigalpa ab.
Abschied nehmen
Ronald Blancos Tante blickt weinend dem Wagen nach, der die Leiche ihres Neffen abtransportiert. Fotograf Garrido hat den Abschied der Familie bis zur Trauerfeier in Bildern festgehalten.
Spuren beseitigen
Nach dem Mord an Blanco waschen Verwandte und Nachbarn sein Blut von der Straße. Seine Frau ist mittlerweile aus ihrem Heimatviertel Japon geflohen.
Spannung liegt in der Luft
Während der Beerdigung Blancos erlebte Garrido einen seiner unangenehmsten und intensivsten Momente in Honduras. Ein junger Mann bedrängte den Fotografen und wollte wissen, warum er vor Ort sei und Bilder mache. Er beruhigte sich erst, als Familienmitglieder eingriffen. Wieder einmal stellte Garrido fest: In Honduras lauert die Gefahr überall.