Gewaltsame Proteste gegen Regierung in Tirana
12. Mai 2019Zunächst versammelten sich vor dem Parlamentsgebäude in Tirana mehrere tausend Menschen und forderten einmal mehr den Rücktritt des linksgerichteten Regierungschefs Edi Rama. Als Demonstranten Molotow-Cocktails und Knallkörper auf die Polizeikette vor dem Parlament warfen, setzten die Beamten Wasserwerfer und Tränengas ein, wie der Sender Vizion Plus und die Nachrichtenagentur ATA meldeten.
Später zogen die Demonstranten vor das Polizeihauptquartier und warfen auch dort nach Medienberichten Molotow-Cocktails. Die Polizei setzte abermals Wasserwerfer ein, um die Menschenmenge zu zerstreuen. Mehrere Demonstranten seien festgenommen worden. Mindestens zwölf Polizisten wurden bei den Einsätzen verletzt. Über die Zahl der verletzten Demonstranten liegen keine verlässlichen Angaben vor. Staatspräsident Ilir Meta rief die Protestierenden auf, "Akte der Gewalt und Konfrontation zu vermeiden".
Erst Mitte April war es in Tirana bei Protesten gegen die Regierung zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.
Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung
Die Opposition in Albanien fordert seit Monaten den Rücktritt des Ministerpräsidenten und organisierte Demonstrationen gegen ihn. Sie wirft ihm und der regierenden Sozialistischen Partei (PS) Korruption und Verbindungen zum organisierten Verbrechen vor. Zudem verlangt sie die Bildung einer Übergangsregierung, die Neuwahlen organisieren soll.
Rama ist seit 2013 im Amt, im Juni 2017 wurde er wiedergewählt. Die Opposition glaubt, er habe das Wahlergebnis manipuliert. Mehr als 60 Abgeordnete der rechtsgerichteten Demokratischen Partei (PD) und ihrer Verbündeten legten Ende Februar aus Protest ihre Parlamentsmandate nieder. Auch Abgeordnete linksgerichteter Oppositionsparteien gaben aus Protest ihre Parlamentsmandate zurück. Die postkommunistische PS und die mit ihr rivalisierende PD sind seit dem Ende des Kommunismus vor fast drei Jahrzehnten zutiefst verfeindet.
Albanien mit seinen 2,9 Millionen Einwohnern zählt zu den ärmsten Ländern Europas. Das Land hofft, noch in diesem Jahr Beitrittsgespräche mit der EU eröffnen zu können.
kle/wa (dpa, ape, afp)