Gigantenduell mit historischem Ausgang
2. Juni 2017Real zum zwölften oder Gigi Buffon zum ersten Mal? Um diese Frage geht es beim Champions-League-Finale in Cardiff am Samstag (20.45 Uhr MESZ, ab 20.30 Uhr im DW-Liveticker). Gibt es die historische Titelverteidigung oder den erlösenden Triumph? Dass beste Voraussetzungen für ein hochklassiges Match gegeben sind, steht dabei außer Frage. Im Endspiel der europäischen Königsklasse treffen zwei Teams aufeinander, die soeben die nationale Meisterschaft gewonnen haben und deren beider Kader randvoll sind mit Top-Stars: Cristiano Ronaldo, Toni Kroos, Sergio Ramos, Gareth Bale und Karim Benzema auf Seiten Reals - dagegen Gianluigi Buffon, Sami Khedira, Paulo Dybala, Dani Alves und Gonzalo Higuain bei Juventus.
Ronaldo: "Wir sind besser als Juve!"
"Wir brennen darauf, das Finale zu spielen. Es ist der letzte Schritt, um Geschichte zu schreiben", sagte Kroos, der mit dem FC Bayern im Jahr 2013 und mit Real vor einem Jahr schon den Henkelpott gewann. In Cardiff strebt auch Weltmeisterkollege Khedira, der mit Real vor drei Jahren siegreich war, nun mit seinem zweiten Klub den Coup an. "Es ist wie eine Art Sucht und man möchte es sich selbst nochmal beweisen", sagte Khedira. "Einmal ist es schön, aber es sich selbst zu bestätigen - das ist noch viel, viel schwieriger. Wir wollen das Triple."
Die Statistik spricht allerdings klar für die Spanier, oder um genauer zu sein: der Endspiel-Fluch gegen die Italiener. Juve verlor neun von 14 Europapokal-Endspielen, vier davon in der Champions League. Real eroberte dagegen bei allen fünf Finalteilnahmen auch den Titel. Sollte es diesmal wieder klappen, wäre Real der erste Gewinner, der es schafft, seinen Titel auch zu verteidigen. "Wir haben eine historische Gelegenheit. Das ist ein Ziel, das jeder Spieler von Real Madrid unbedingt erreichen will. Es ein Traum von uns", sagte Weltfußballer Ronaldo und ergänzte gewohnt selbstbewusst: "Zuviel Bescheidenheit ist nicht gut. Wir sind besser als Juventus!"
Buffons letzte Chance
Mit seinem vierten Erfolg möchte der Portugiese vor 75.000 Zuschauern mit Lionel Messi & Co. gleichziehen. Ronaldo, aktuell mit 103 Toren bester Champions-League-Torschütze, will im Jahr nach dem EM-Titel mit Portugal der erste Weltstar sein, der seine Mannschaft zweimal nacheinander auf den Gipfel führt. Fit genug ist er. Unter der Regie von Trainer Zinedine Zidane wurde der 32-Jährige in der Liga in der abgelaufenen Saison so oft geschont, wie seit sieben Jahren nicht.
Historisch wäre der Erfolg aber auch für Juve-Torhüter Buffon, der außer dem Henkelpott so gut wie alles gewonnen hat: eine WM, die Europa League sowie unzählige italienische Meisterschaften und Pokale. In der Champions League ging der vierfache Welttorhüter bislang zweimal als Verlierer vom Platz, 2003 gegen den AC Mailand und 2015 gegen Barcelona. Diesmal will er die Chance - wahrscheinlich seine letzte, denn 2018 nach der WM ist Schluss - unbedingt ergreifen. "Wir werden schonungslos spielen", versicherte Buffon und formulierte voller Sehnsucht: "Ich bin bis hier gekommen, damit sich der Kreis schließt." Er wäre mit 39 Jahren und 126 Tagen der älteste Gewinner überhaupt.
Die Schatten Manchesters
Das Spiel findet nach dem Anschlag von Manchester aus Sicherheitsgründen erstmals unter einem geschlossenen Dach statt. Schon vor Tagen wurde der Bereich um das Nationalstadion von Wales in eine Hochsicherheitszone umgewandelt. Die Parkhäuser am Hauptbahnhof sind geschlossen, und auf dem River Taff, der am Stadion vorbeifließt, dürfen keine Boote mehr fahren. Rund um die Arena wurden zahlreiche Metallblockaden aufgebaut, damit keine Fahrzeuge durchkommen. Spürhunde sind im Einsatz. Gullys und sogar die Kanalisation wurden überprüft. Im Stadion und rund herum gilt ein striktes Taschenverbot. Und wer die verschiedenen Sicherheitszonen, die in Cardiff eingerichtet wurden, betreten will, der muss sich ausweisen können. Die Polizei wird voraussichtlich auch in anderen Teilen der Stadt Personenkontrollen durchführen. Zum Spiel werden rund 170.000 Fußball-Fans erwartet, knapp 100.000 von ihnen kommen ohne Eintrittskarte nach Cardiff.
Auf dem Fußball-Platz wird ein deutsches Gespann für Ordnung sorgen: Schiedsrichter Felix Brych und seine Kollegen. "Nach unseren Einsätzen bei der WM 2014 und der EM 2016 sowie dem Endspiel der Europa League 2014 war es in den vergangenen Jahren als Team unser großes Ziel, einmal das Finale der Champions League zu leiten", sagte der 41-jährige Münchener. Brychs Traum ist also schon in Erfüllung gegangen. Ein anderer Traum wird am Samstagabend platzen: entweder der Reals oder der Gigi Buffons.
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