Formal gleichberechtigt
16. März 2013Bei der Frauen-Konferenz der Vereinten Nationen (UN) in New York haben mehr als 2000 Vertreter der 193 UN-Mitgliedstaaten und Vertreter von 6000 Nichtergierungsorganisationen zwei Wochen lang hart verhandelt. Kurz vor Abschluss der Tagung einigten sich die Gegner und die Befürworter der Geschlechtergleichstellung auf eine gemeinsame Erklärung. Im UN-Hauptquartier brandete daraufhin Applaus und Jubel auf.
In dem Vertragswerk verpflichten sich die Staaten, die Rechte von Frauen und Mädchen genauso zu schützen wie die von Männern und Jungen. Die Länder müssen diskriminierende Gesetze und Praktiken abschaffen und häusliche Gewalt gegen Frauen bekämpfen. Festgehalten wurden außerdem die Rechte auf sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen und auf gynäkologische Versorgung. Künftig soll von einem "Femizid" gesprochen werden, wenn Frauen wegen ihres Geschlechts ermordet werden.
Widerstand von Muslimen, Russland und dem Vatikan
Mehrere muslimische Staaten wie der Iran, Libyen und der Sudan, aber auch Russland und der Vatikan, hatten sich in den Verhandlungen gegen strenge globale Standards gewehrt. Widerstand gab es gegen den Passus, dass Gewalt gegen Frauen nicht durch Sitten, Traditionen oder religiöse Ansichten gerechtfertigt werden dürfe. Außerdem lehnten einige dieser Länder das Recht auf Abtreibung ebenso ab wie eine Formulierung wonach das gewaltsame Eindringen des Mannes gegen seine Frau innerhalb der Ehe als Vergewaltigung anerkannt wird. Die ägyptische Muslimbruderschaft nannte die Erklärung "unislamisch" und fürchtet eine "völlige Zersetzung der Gesellschaft".
Dagegen setzten sich vor allem die skandinavischen Länder, allen voran Norwegen und Dänemark, für schärfere Formulierungen ein. Um einie Einigung zu erzielen, verzichteten sie jedoch unter anderem darauf, das Recht auf Homosexualität und sexuelle Gesundheit in den Vertrag mit aufzunehmen. Deutschlands UN-Botschafter Peter Wittig bezeichnete das Ergebnis als "ausgewogen und deutlich". Es "sendet die dringend notwendige Nachricht an alle Frauen auf der ganzen Welt: Eure Rechte sind wichtig", sagte er.
Rücktritt der Chefin der Frauenorganisation UN Women
Michelle Bachelet kündigte am Ende der Konferenz ihren Rücktritt als Chefin der Frauenorganisation UN Women an. Sie wolle zurück nach Chile, begründete sie ihre Entscheidung. Es wird spekuliert, dass die 61-jährige linksgerichtete Politikerin, die von 2006 bis 2010 chilenische Präsidentin war, erneut für den Präsidentschaftsposten kandidieren werde.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon lobte Bachelets Arbeit bei der Zusammenführung mehrerer UN-Abteilungen für Frauenangelegenheiten zu einer Organisation. "Ihre visionäre Führung hat UN Women den dynamischen Start gegeben, den es brauchte", sagte er. Die US-Botschafterin bei den UN, Susan Rice, nannte Bachelet "ein Vorbild für Frauen überall".
nem/li (afp, dpa, afpd)