Es ist immer hart, wenn eine 16-jährige Beziehung zu Ende geht. Vor allem, wenn es sich um eine einseitige Trennung handelt: Der eine Partner will bleiben, der andere will Schluss machen. Also ja, Deutschland, wir verstehen, wie schwer es ist, Angela Merkel gehen zu lassen, wenn immer noch 80 Prozent der Wähler meinen, sie habe gute Arbeit geleistet.
Doch jetzt, Deutschland, ist es ist an der Zeit, einen neuen Partner für die kommenden Jahre zu wählen! Die potenziellen Matches sind da - und ihre Profile sind hier, übersichtlich und leicht verdaulich, damit du dich entscheiden kannst.
Armin Laschet, CDU
Lieblingsfarbe: schwarz
Was ich mag: mehr freie Marktwirtschaft; weniger Staat; mit meinen Freunden aus der Industrie über den Klimawandel plaudern; mit meinen Händen reden.
Was ich nicht mag: eine linke Koalition ohne die CDU/CSU; Bürokratie; höhere Steuern für Unternehmen und Wohlhabende; staatliche Verbote jeglicher Art.
Ich mag lange Zeit nur wie die zweit-beste Lösung der CDU/CSU gewirkt haben, aber ich habe das Zeug zum ganz Großen. Wirklich! Ich stehe an der Spitze des bevölkerungsreichsten Bundeslandes, und wir haben dort einiges erreicht - also kann ich auch für dich einiges erreichen! Viele dieser Maßnahmen werden dazu führen, dass das Geld in den Taschen der Wohlhabenden bleibt, aber ein bisschen wird auch an die Durchschnittsbürger weitergegeben. Versprochen!
Apropos Durchschnitt: Ich bin definitiv der Typ, mit dem man bei einem Bier lachen kann. Ich liebe es zu lachen! Ich sehe sogar so aus, als würde ich kichern, wenn ich es ernst meine! Aber ich werde nicht bei der Trauerfeier für deine Oma lachen, versprochen. (Wische einfach vom Flutkatastophen-Foto weg zum nächsten, bitte.)
Habe ich schon erwähnt, dass ich auch ernst sein kann? Und leidenschaftlich! Ich gestikuliere mit meinen Händen - und zwar sehr viel! Aber verstehe mich nicht falsch: Eigentlich sollten der Staat und die Regierung ihre Hände insgesamt möglichst wenig im Spiel haben. Außer natürlich, wenn es darum geht, in den Club Deutschland aufgenommen zu werden: Da soll nicht einfach jeder reinkommen, der will - das möchte ich ziemlich exklusiv halten. Wenn du dabei bist und Interesse hast, wische für mich 🤙.
Olaf Scholz, SPD
Lieblingsfarbe: rot (die Farbe der Liebe! Und die Farbe meiner Partei!)
Was ich mag: ausgeglichene Haushalte; eine bedächtige Herangehensweise; sozialen Wohnungsbau; das aktuelle Rentensystem; Stoizismus.
Was ich nicht mag: unversteuerte Vermögen; meine Stimme erheben; Leute, die ihre Nasen in meine finanziellen Angelegenheiten stecken.
Ich bin der starke und schweigsame Typ - na ja, eher der stabilitätsbesessene und ausgeglichene. Ich mag es nicht, wenn man mich auf meine Pläne festnagelt. Aber wenn ich die Möglichkeit habe, doziere ich auch gerne über technische Details. Oft unverbindlich, manchmal sehr spezifisch: Ich bin ein Paradoxon. Es gibt nichts Besseres, um eine Beziehung aufzupeppen - aber keine Sorge, mit Emotionen halte ich mich vornehm zurück.
Ich bin moderat, sehr moderat. Ich will nicht zu viel Veränderung, aber manche Dinge müssen sich schnell ändern (Paradox). Ich weiß, dass ich als Finanzminister als nüchterner Zahlenmensch gelte, aber auch ich habe Gefühle und kann empfindlich reagieren, wenn es um Fehlleistungen geht, die in meiner Verantwortung passiert sind: Cum-Ex, Wirecard, die jüngste Razzia im Finanzministerium.
Um das Thema zu wechseln, vielleicht erinnere ich dich ja ein wenig an eine verflossene Liebe, die 16 Jahre gehalten hat. Vielleicht liegt es an dem einen Foto, auf dem ich diese Raute mit meinen Händen mache...
Vielleicht bin ich sogar offen für eine Dreierbeziehung mit den Linken (rot! rot! und, äh, grün). Vielleicht auch nicht. Aber wie ich zu sagen pflege: "Wer mich kennt, weiß, was er bekommt." Wische einfach, um es auch zu bekommen 😉
Annalena Baerbock, Bündnis 90/Die Grünen
Lieblingsfarbe: grün (ach Nee!)
Was ich mag: Fahrradfahren, Elektroautos; mit der Bahn fahren; über den Klimawandel reden; Gutverdiener höher besteuern; noch mehr über den Klimawandel reden; über meine Kinder sprechen; das Wort "Zukunft" nur im Zusammenhang mit dem Klimawandel gebrauchen.
Was ich nicht mag: Inlandsflüge; fossile Brennstoffe; private Krankenversicherungen; einfach so weitermachen.
OK, vielleicht bin nicht mehr so beliebt wie im Mai, aber ich weiß, dass du immer noch ein Auge auf mich wirfst. Ich habe Kampfgeist und keine Angst aufzufallen! Ich kann meine Pläne kurz und bündig darlegen. Und ja, ich weiß, dass ich manchmal ein wenig einstudiert wirke. Das liegt aber nur daran, weil ich versuche, meine Ziele als knackige Anmache zu präsentieren.
Aber es geht um Folgendes: Ich kann dich dazu bringen deinen Idealen gerecht zu werden. Ich kann dir helfen, die Kluft zu überbrücken zwischen dem gewünschten Ergebnis und dem Prozess, der nötig ist, um dorthin zu gelangen. Ich weiß, was für dich im Moment am wichtigsten ist: der Klimawandel und die Energiepolitik. Ich werde dich überzeugen sparsamer zu fahren, mehr Sport zu treiben mit all den subventionierten Lastenfahrrädern und ich werde die Kohlekraftwerke schneller abschalten. Ich bin bereit, jetzt viel Geld auszugeben und auf gute Ergebnisse sehr viel später zu hoffen.
Keine Sorge, in Zukunft wird sich das alles auszahlen! Aber ich will nichts verschweigen: Es wird viele neue Regeln und Verbote geben, und die Beziehung mit mir wird sehr teuer. Aber ist es nicht toll, dass ich vorhabe, Steuerbetrug in Höhe von 50 Milliarden Euro zu bekämpfen und diese 50 Milliarden Euro in die Klima-Infrastruktur zu investieren? Bist du bereit für etwas Neues? Wische einfach 💚.
Und? Hast du dich schon für dein Herzblatt entschieden? Zugegeben, die Auswahl ist nicht gerade üppig, aber vielleicht hat diese Übersicht geholfen bei der Entscheidung, wer - wenn nicht dein Herz - zumindest deine Stimme gewonnen hat.
Aus dem Englischen übersetzt (rm).