1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Glühwein gegen die Apokalypse

21. Dezember 2012

Auch wenn Wissenschaftler von Mumpitz reden: Für viele Katastrophenjünger geht an diesem 21. Dezember die Welt unter - da für die Maya nach mehr als 5000 Jahren ein Kalenderzyklus endet und ein neuer beginnt.

https://p.dw.com/p/177Eh
Erde am Abgrund (Symbolbild) (Foto: Fotolia/Matthias Haas)
Bild: Fotolia/Matthias Haas

Tausende Anhänger dieser Theorie haben in den vergangenen Tagen bereits ausgewählte Orte aufgesucht, die angeblich Schutz vor der Apokalypse bieten. Zu diesen zählt unter anderen Sirince in der Türkei nahe der Ägäis-Küste, wo Hotelbesitzer und Ladeninhaber mit einen Massenansturm rechnen. Ungewöhnlich viele Reisende sagten sich auch am Berg Rtanj in Serbien an. Es gebe keine freien Betten mehr, sagte Nebojsa Gajic, Chef des Hotels "Rtanj". Nach Auffassung von Esoterikern sendet der pyramidenförmige Berg wohltuende Strahlen aus und bietet so  Schutz vor dem Weltuntergang.

Zyklus im Maya-Kalender endet # Journal # Kuna # 21.12.2012 08 Uhr # maya

Ein weiterer "magischer Berg" in Frankreich war bereits am Mittwoch wegen des befürchteten Ansturms gesperrt worden. Der Aufstieg auf den Berg von Bugarach in den südfranzösischen Pyrenäen wurde bis zum 23. Dezember ganz verboten. Seit einigen Jahren kursiert die Theorie, vom 1230 Metern hohen Pic de Bugarach würden Außerirdische am Tag des Untergangs mit Raumschiffen ins rettende Weltall starten.

Im Elsass Bunker geöffnet

Hilfe für Weltuntergangsjünger gibt es jedoch im Elsass. Dort wird das Fort de Schoenenbourg für Ängstliche geöffnet. Für sie steht jede Menge Glühwein bereit. Eric Halter von der elsässischen Vereinigung der Freunde der Maginot-Linie sagte: "Falls die Welt tatsächlich in Flammen aufgehen sollte, sind die Menschen im Bunker geschützt."

Dagegen wird an diesem Freitag an zahlreichen archäologischen Stätten in Mexiko und anderen Ländern der Region gefeiert - aber nicht der Weltuntergang, sondern das Ende des 13. Zyklus im Maya-Kalender und der Beginn einer neuen Zeitperiode. Im mexikanischen Chichen Itzá, in Tikal in Guatemala, in Copán in Honduras und an weiteren Stätten finden Veranstaltungen mit Ritualen, Konzerten und Feuerwerken statt. Die Nachfahren der einstigen indianischen Hochkultur der Maya teilen nämlich nicht die Auffassung von Esoterikern in aller Welt, wonach der 21. Dezember der Tag des Weltuntergangs ist.

der Berg Rtanj in Serbien (Foto: Reuters)
Sendet angeblich wohltuende Strahlen zum Schutz vor dem Untergang aus - der Berg Rtanj in SerbienBild: Reuters

"Eher Glaubensfrage als Erkenntnis"

Völlig unaufgeregt sieht auch der mexikanische Archäologe José Luis Romero die Endzeit-Hysterie: "Jemand, der keine großen Kenntnisse aufwies, hat die Theorie des Weltuntergangs aufgestellt", so seine Analyse. "Dabei handelt es sich eher um eine tendenziöse Glaubensfrage als um eine wissenschaftliche Erkenntnis."

Regierungen und Unternehmen in Mexiko, Guatemala, Honduras, Belize und El Salvador wollen dagegen vom Weltuntergangstourismus profitieren. Mexiko zählte in diesem Jahr schon deutlich mehr Reisende. In Guatemala wird offiziell das Ende des 13. Zyklus in 13 Maya-Stätten gefeiert. Staatschef Otto Pérez Molina will an die Maya-Traditionen anknüpfen und zu einer "neuen Ära des Friedens, des Wohlstands und der Hoffnung" in dem verarmten Land aufrufen. Honduras feiert sein Maya-Fest in Copán und will dort auch Ballspiele der Maya zeigen, die von einigen als Vorläufer des modernen Fußballs gesehen werden.

die Maya-Stätte Copan in Honduras (Foto: picture alliance / Christian Kober/Robert Harding)
Hier wird "nur" das Ende eines Kalender-Zyklus gefeiert: die Maya-Stätte Copan in HondurasBild: picture alliance / Christian Kober/Robert Harding

Kritik von Rigoberta Menchú

Vor allem in Guatemala wird die Vereinnahmung der Maya-Traditionen für politische und wirtschaftliche Zwecke kritisiert. Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú brandmarkte die Weltuntergangsprognosen als reinen Kommerz. "Die Sensationsgier hat uns überwältigt, aber all diese Erwartungen werden glücklicherweise am 21. Dezember auch wieder aufhören", sagte die Maya-Vertreterin aus Guatemala.

Der mexikanischen Wissenschaftler Jesús Lizama Quijano sieht die Lebensumstände der heutigen Maya in seinem Land kritisch. Sie kämpften mit Problemen wie Trinkwassermangel, Abfallbergen und schlechter medizinischer Versorgung. Der angebliche Weltuntergang habe angesichts dieser Probleme für sie keine Bedeutung.

sti/kle (afp, dpa, kna)