GM kassiert, Opel stagniert
23. Juli 2015Die von Opel für 2016 angepeilte Rückkehr in die Gewinnzone wird zusehends schwieriger. Der Detroiter Mutterkonzern General Motors (GM) verringerte den Betriebsverlust in seinem Europageschäft mit Opel und der britischen Schwester Vauxhall im zweiten Quartal zwar auf nur noch 45 Millionen Dollar. Vor Jahresfrist hatte dort noch ein Minus von 305 Millionen Dollar zu Buche gestanden. In einem Brief an die Mitarbeiter warnte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann jedoch, die Pläne seien sehr ambitioniert: "Das wird alles andere als ein Spaziergang."
Zur Begründung verwies der Opel-Chef auf die Schuldenkrise in Griechenland, die auch in anderen Ländern auf die Stimmung der Verbraucher drücke. Auch der Rückzug aus Russland verlange Opel viel ab. Der Autobauer hat Kurzarbeit für die beiden Werke in Eisenach und Rüsselsheim angekündigt, weil der Absatzrückgang in Russland nicht wie erhofft durch Zuwächse in anderen Märkten wettgemacht werden kann.
Mehr Gewinn bei weniger Umsatz
Dem Opel-Mutterkonzern GM bescherten dagegen starke SUV-Verkäufe im US-Heimatmarkt und in China einen sprunghaften Gewinnanstieg. Im zweiten Quartal stieg der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum von 200 Millionen auf 1,1 Milliarden Dollar (1,0 Milliarden Euro), wie der größte US-Autohersteller am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten mit weniger gerechnet - die Aktie stieg vorbörslich um mehr als sechs Prozent.
Im Vorjahr hatte das Rückruf-Debakel wegen defekter Zündschlösser allerdings auch hohe Sonderkosten verursacht. GM-Chefin Mary Barra sprach von einem starken Quartal: "Wir haben von der robusten Autoindustrie in Nordamerika und von unserer Stärke in China profitiert." Obwohl sich das Wachstum in China zuletzt abschwächte, wurde der Konzern dort mehr SUV und Luxusmodelle los.
Insgesamt ging der weltweite Umsatz der Opel-Mutter dennoch um 1,4 auf 38,2 Milliarden Dollar zurück. In Europa und Südamerika tat sich GM weiter schwer. In Venezuela wurden 600 Millionen Dollar wegen des Verfalls der Landeswährung Bolivar abgeschrieben.
China bleibt der Zukunftsmarkt
Der Opel-Mutterkonzern GM rechnet mit einem verschärften Preiskampf in China. Die Preise für Autos dürften um fünf bis sechs Prozent fallen, stärker als bislang angenommen. sagte GM-Finanzchef Chuck Stevens bei der Vorlage der Quartalszahlen. Der Rivale VW werde zwar etwas mehr Fahrzeuge verkaufen, es dürfte aber allenfalls zu einem stagnierenden Umsatz reichen. Langfristig seien die Aussichten in China aber günstiger, sagte Stevens. Binnen der nächsten zehn bis 15 Jahre werde der Autoabsatz auf 35 Millionen verkaufte Fahrzeuge im Jahr steigen, derzeit seien es 20 Millionen.
dk/wen (dpa/rtr)