Good bye, Theresa!
Die britische Premierministerin hat überraschend ihren Verteidigungsminister Gavin Williamson entlassen. Er ist eines von vielen Regierungsmitgliedern, die Theresa May mittlerweile abhandengekommen sind.
Gavin Williamson
Der Verteidigungsminister muss gehen, weil die Regierungschefin das Vertrauen in ihn verloren hat. Der Grund: Williamson soll Geheimdienstinformationen über die Beteiligung des chinesischen Hightech-Konzerns Huawei am Aufbau des britischen G5-Netzes weitergegeben haben. Er selbst bestreitet dies. Williamson folgt einigen, die Mays Kabinett in den vergangenen drei Jahren verlassen haben.
Michael Fallon
Den ersten Rücktritt gab es nach 16 Monaten Regierungszeit: Am 1. November 2017 trat Michael Fallon zurück, bis dahin ebenfalls Verteidigungsminister in Mays Kabinett. Seine Vergangenheit holte ihn ein: 2002 soll er bei einem Dinner einer Journalistin ans Knie gefasst haben. Fallon entschuldigte sich. Später gab er weitere Vorfälle zu. Fallon galt als enger Verbündeter Mays.
Amber Rudd
Anfang 2018 wurde die sogenannte "Windrush"-Affäre bekannt: Einwanderer aus den früheren Karibik-Kolonien, die bis 1971 als britische Bürger galten, hatten plötzlich Abschiebungsbescheide bekommen. Arbeitsministerin Rudd behauptete, davon nichts gewusst zu haben. Sie verstrickte sich in immer neue Lügen - bis sie am 30. April 2018 den Hut nehmen musste.
David Davis
Es war nicht überraschend, dass der Brexit-Minister mit May aneinander geriet, als sie einen "weicheren" Kurs beim Ausstieg aus der Europäischen Union einschlug. Davis befürwortet einen "harten" Schnitt: Der "neue Trend" der Brexit-Politik mache es unwahrscheinlich, dass Großbritannien den Binnenmarkt und die Zollunion verlassen werde, begründete Davis seinen Rücktritt vom 8. Juli 2018.
Boris Johnson
Wenige Stunden nach Davis kehrte auch der Außenminister im Juli 2018 May den Rücken. "Der Brexit-Traum stirbt, erstickt von unnötigen Selbstzweifeln", schrieb Johnson der Premierministerin in seinem Rücktrittsgesuch. Unter Theresa May steuere Großbritannien "auf den Status einer Kolonie" zu. Johnson war der wichtigste Brexit-Wortführer im Kabinett.
Dominic Raab und Esther McVey
Auch diese beiden Kabinettsmitglieder gingen wegen des EU-Austritts: "Ich kann die vorgeschlagenen Bedingungen für unser Abkommen mit der EU nicht mit gutem Gewissen unterstützen", so Brexit-Minister Dominic Raab. Die Arbeitsministerin Esther McVey trat kurz nach Raab am 15.11.2018 zurück: "Es ist nicht gut, den Wählern vorzutäuschen, dass dieser Deal das Ergebnis des Referendums würdigt."
George Eustice
Der britische Staatssekretär für Landwirtschaft, George Eustice, trat am 28. Februar 2019 zurück. Als Grund gab er die mögliche Verzögerung beim Brexit an. Großbritannien müsse der Europäischen Union jetzt die Stirn bieten und dürfe sich durch Brüssel nicht demütigen lassen, begründete er seinen Schritt.
Sarah Newton und Steve Brine
Nach der Ablehnung des No-Deal-Brexits im Unterhaus am 13. März 2019 ging auch die für die Rechte behinderter Menschen zuständige Staatsministerin Sarah Newton. Mit diesem Rücktritt verlor Theresa May in nur 20 Monaten bereits das 15. Regierungsmitglied. Kurze Zeit später, am 26. März, verabschiedeten sich auch noch drei Staatssekretäre, darunter Steve Brine aus dem Gesundheitsministerium.
Who's next?
Nach so vielen Rücktritten in so kurzer Zeit spottete der Kommentator Faisal Islam: ''Kein Konservativer wird mehr das Telefon abheben, denn jeder hat Angst, in diese Regierung geholt zu werden.''