Greipel sprintet zum Giro-Etappensieg
11. Mai 2016Die Zähne gefletscht, die Arme den Lenker fast verbiegend, die Beine im wilden Stakkato - stilistisch war es vielleicht nicht das Schönste, was André Greipel auf der Zielgeraden von Benevento bot, aber es war ziemlich schnell. Im anspruchsvollen Bergaufsprint über das Pflaster der süditalienischen Stadt zeigte Greipel seine ganze Klasse und dominierte den Massensprint mit einem beeindruckenden Vorsprung auf seine Konkurrenten.
Kittel: "Ich habe heute etwas gelitten"
"Ich bin früh in den Wind gegangen und habe alles rausgeholt, was ich konnte. Ich hatte einfach gute Beine heute", sagte ein gelöster André Greipel im Ziel der vierten Giro-Etappe. Nach den beiden Etappensiegen von Marcel Kittel (Etixx-QuickStep) zu Beginn der Rundfahrt in den Niederlanden war es bereits der dritte deutsche Etappensieg während des 99. Giro d'Italia. Kittel hatte mit dem Ausgang der Etappe nichts zu tun, ihm setzte das wellige Profil auf dem 233 langen Tagesabschnitt zu: "Ich habe heute schon etwas gelitten. Ich denke, während der nächsten Tage kann ich mir mehr ausrechnen."
André Greipel konnte sich dagegen auf seine starke Form verlassen, die er schon bei einigen Rennen in diesem Frühjahr gezeigt hatte. Der 33-Jährige vom belgischen Team Lotto-Soudal fuhr im kurvigen Finale von Benevento ganz weit vorne und ging so auch einem Sturz in der Zielkurve aus dem Weg. "Wir mussten viel arbeiten. Mein Team hat mich in eine gute Ausgangsposition gebracht. Dann habe ich früh den Sprint eröffnet", beschrieb Greipel die letzten Meter, auf denen ihm die Platzierten Arnaud Demaré (Frankreich/FDJ) und Sonny Colbrelli (Italien/Bardiani) nur zuschauen konnten.
Greipel setzte mit seinem Erfolg seine beeindruckende Erfolgsserie bei den großen Landesrundfahrten fort. Seit 2008 hat er immer mindestens eine Etappe beim Giro, der Tour oder der Vuelta gewonnen.
Der erste Härtetest erwartet die Favoriten
Ein paar Meter hinter Greipel überraschte Rik Zabel mit Platz sieben und setzte damit ein dickes Ausrufezeichen hinter seinen Ruf als großes Talent. Der Sohn des Ex-Profis Erik Zabel hatte letztes Jahr bei der Österreich-Rundfahrt seinen ersten Profisieg gefeiert und scheint nun in der Riege der besten Sprinter angekommen.
In der Gesamtführung liegt der Niederländer Tom Dumoulin vom deutschen Team Giant-Alpecin weiter an der Spitze. Die sechste Etappe am Donnerstag wird zum ersten Härtetest für die Favoriten auf den Gesamtsieg. Das 157 km lange Teilstück von Ponte zur Bergankunft in Roccaraso erwartet die Fahrer mit zwei Bergwertungen der zweiten Kategorie und ist das bislang schwierigste der Rundfahrt.