Grenzübergänge nach Öffnung beschossen
18. Mai 2021Zwei Grenzübergänge zum Gazastreifen sind nach ihrer vorübergehenden Öffnung unter Beschuss durch militante Palästinenser geraten. Im Bereich von Kerem Schalom, dem einzigen Warenübergang in das Küstengebiet, gab es am Mittag Raketenalarm. Dort waren nach Angaben der zuständigen israelischen Behörden Treibstoff, humanitäre Hilfsgüter und Tierfutter in das blockierte Palästinensergebiet gebracht worden. Nach Mörsergranatenbeschuss des Warenübergangs durch militante Palästinenser während des Transports der Hilfsgüter sei jedoch entschieden worden, diesen wieder zu schließen. Ein Teil der Lastwagen sei daher außerhalb des Gazastreifens geblieben.
Raed Fattouh, der auf der palästinensischen Seite für die Koordinierung von Warentransporten mit Israel zuständig ist, teilte mit, Kerem Schalom und auch der Grenzübergang Erez hätten von 11.00 bis 17.00 Uhr Ortszeit geöffnet bleiben sollen.
Auch Grenzübergang Erez unter Beschuss
In der Nähe des Erez-Übergangs für Personen wurde nach Angaben der Nachrichtenseite ynet ein Mensch bei Mörsergranatenbeschuss verletzt. Eine israelische Armeesprecherin sagte, man prüfe den Bericht. Nach Angaben von Sanitätern wurde ein 19-Jähriger in ein Krankenhaus gebracht.
Über Erez sollte auch die Ein- und Ausreise ausländischer Repräsentanten ermöglicht werden. Für ausländische Journalisten war der Übergang kurz nach Beginn der jüngsten Eskalation geschlossen worden.
UN begrüßen Israels Geste
Die Vereinten Nationen begrüßten die Öffnung zum Gazastreifen für humanitäre Hilfe. Seit dem 9. Mai hatte Israel den Warenverkehr in den Gazastreifen gestoppt. Mehrere Hilfsorganisationen, darunter das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, hatten zuvor die Einrichtung eines humanitären Korridors für Nothilfe gefordert.
Bei neuen massiven Raketenangriffen militanter Palästinenser auf israelische Ortschaften wurden nach Angaben von Rettungskräften mindestens zwei Menschen getötet. Mehrere erlitten demnach zum Teil schwere Verletzungen. Der Polizei zufolge handelte es sich bei den Toten um Thailänder. Bei einem Angriff im Grenzgebiet zum Gazastreifen sei ein Haus getroffen worden, in dem ausländische Arbeiter lebten.
Feuergefecht nahe Ramallah im Westjordanland
An einem israelischen Kontrollpunkt nahe Ramallah im besetzten Westjordanland lieferten sich militante Palästinenser und israelische Solaten ein Feuergefecht. Dabei wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ein Mensch getötet und mehrere Dutzend verletzt. Nach Angaben der israelischen Armee wurden auch zwei Soldaten verletzt. Nach Darstellung der Armee hatten bewaffnete Palästinenser das Feuer auf Soldaten und einen Kommandeur an dem Posten eröffnet. Zu der Gewalt kam es, nachdem Tausende Palästinenser im Zentrum von Ramallah gegen die Militärangriffe Israels im Gazastreifen demonstriert hatten und einige Hundert von ihnen anschließend zu dem Kontrollpunkt marschiert waren.
In Hebron im Westjordanland töteten israelische Soldaten einen Palästinenser, der nach Militärangaben einen Anschlag auf die Soldaten versucht hatte. Er war mit einer Maschinenpistole, Sprengsätzen und einem Messer bewaffnet, wie es hieß. Soldaten hätten ihn außer Gefecht gesetzt, bevor er seinen Plan ausführen konnte. Aus Protest gegen Israels Vorgehen im Gazastreifen hatte es für diesen Dienstag Aufrufe zu einem "Tag des Zorns" im Westjordanland gegeben.
Zusammenstöße auch an Grenze zu Libanon
Auch an der Grenze zwischen Libanon und Israel kam es wieder zu Zusammenstößen. Laut der libanesische Nachrichtenagentur NNA waren Demonstranten auf die Grenzmauer gestiegen und warfen Steine. Die israelischen Truppen hätten daraufhin Tränengas und Rauchgranaten abgefeuert. Mindestens fünf Demonstranten seien verletzt worden, hieß es weiter. Andere seien ohnmächtig geworden oder hätten unter Atemnot gelitten.
Der Süden des Libanon wird von der schiitischen Hisbollah kontrolliert. Die eng mit dem Iran verbündete Organisation sieht in Israel einen Erzfeind. An der Grenze zwischen beiden Ländern kommt es daher immer wieder zu Spannungen. Am Freitag war dort mindestens ein Demonstrant durch israelisches Panzerfeuer tödlich verletzt worden.
Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern war Anfang vergangener Woche neu aufgeflammt. Seitdem feuerte die im Gazastreifen herrschende Terrororganisation Hamas nach israelischen Angaben 3.350 Raketen auf Israel. Zehn Israelis wurden nach offiziellen Angaben getötet. Israel reagierte mit Luftangriffen auf mehr als 800 Ziele im Gazastreifen. Nach palästinensischen Angaben starben 212 Menschen im Gazastreifen.
uh/sti (dpa, afp)