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Greta Thunberg redet Politikern ins Gewissen

21. Februar 2020

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat bei einer Kundgebung in Hamburg Politikern vorgeworfen, sich nicht genug für den Schutz des Klimas einzusetzen. Im Jahr 2020 müsse man jetzt echtes Handeln sehen, sagte sie.

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Deutschland Hamburg Demonstration von Fridays for Future | Greta Thunberg
Bild: Reuters/F. Bimmer

"Die Entscheidungsträger verhalten sich immer noch so, als ob alles gut wäre. Und die Wissenschaft wird immer noch ignoriert", sagte die Klimaschützerin Greta Thunberg auf der Fridays-for-Future-Demonstration in Hamburg. "Die Krise ist hier und jetzt und nicht in der fernen Zukunft. (...) Wir sind müde, konstant außen vor gelassen zu werden", betonte die 17-jährige Schwedin. Sie wisse nicht, wie Politiker ihren Kindern in die Augen schauen können, während sie ihnen die Zukunft stehlen.

Zwei Tage vor der Bürgerschaftswahl in der Hansestadt forderten nach Polizeiangaben rund 20.000 Teilnehmer auf Plakaten entschlossene politische Initiativen im Kampf gegen die Erderwärmung. Die Organisatoren schätzen die Zahl der Teilnehmer in der Regel höher ein als die Polizei, vorab rechneten sie mit mindestens 30.000 Demonstranten, inzwischen sprechen sie von 60.000 Teilnehmern. Auf Transparenten war unter anderem zu lesen: "Wir streiken bis ihr handelt" und "The earth is on fire" (Die Erde brennt). Thunberg lief an der Spitze des Demonstrationszugs mit.

Die Kundgebung wirkt diesmal stiller als sonst: Denn die Bewegung "Fridays for Future" demonstrierte diesmal nicht nur für den Klimaschutz, sondern gedachte mit einer Schweigeminute auch der Opfer des rechtsextremistischen Anschlags in Hanau. Am Mittwoch hatte ein 43-jähriger Deutscher dort neun Menschen mit Migrationshintergrund in einer Bar und einem Café erschossen, bevor er vermutlich seine Mutter und sich selbst tötete. Die Tat sorgt bundesweit für Bestürzung.

Deutschland Hamburg Demonstration von Fridays for Future
Die Aktivisten fordern vor der Hamburger Senatswahl mehr Engagement für den KlimaschutzBild: Getty Images/AFP/M. Mac Matzen

2020 – Jahr der Verbesserungen?

Die Demonstranten zogen von St. Pauli in die Innenstadt und wieder zurück. "Wir stehen an einem Scheideweg: Rasen wir weiter auf den Abgrund zu oder ziehen wir die Notbremse?", sagte Dalila Nouame, Sprecherin von "Fridays for Future" Hamburg. 2019 sei das Jahr der Aufmerksamkeit gewesen. "2020 muss jetzt das Jahr der politischen Verbesserungen und Veränderungen werden", sagte Nouame. Der Klimaplan, den der rot-grüne Senat in Hamburg vorgelegt habe, sei nicht kompatibel mit dem Pariser Klimaabkommen und dem Ziel, die globale Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen.

Die insbesondere von jungen Menschen getragene Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" hatte die Protestveranstaltung mit Blick auf die Hamburger Bürgerschaftswahl am Sonntag organisiert. Sie fordert von dem neuen Senat einen deutlich energischeren Kampf gegen den Klimawandel. Hamburg könne "zur Klimahauptstadt werden", schrieb deren führende deutsche Aktivistin Luisa Neubauer auf Twitter. Dafür brauche es eine Regierung, die "anfängt, Zukunft zu gestalten".

Unterstützt wurde die Kundgebung von einem breiten Bündnis aus Umweltgruppen, Klimainitiativen, Gewerkschaften und kirchlichen Gruppen. Den Veranstaltern von "Fridays for Future" hatten sich unter anderem "Scientists for Future", "Churches for Future" und "Pfadis for Future" angeschlossen.

Strengere Sicherheitsmaßnahmen

Für die Demo hatte die Polizei nach der Bluttat in Hanau die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Es sei bundesweit von einer erhöhten Gefahr auszugehen, erklärte der Hamburger Innensenator Andy Grote vor der Kundgebung. Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit müsse geschützt werden. Die Klimaschutzbewegung und insbesondere Thunberg selbst, die weltweite Proteste junger Leute inspiriert, werden in rechten Kreisen massiv angefeindet. Zudem engagiert sich die Fridays-for-Future-Bewegung immer wieder auch im Kampf gegen Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus.

Deutschland Hamburg Demonstration von Fridays for Future
Mindestens 20.000 Teilnehmer folgten dem Aufruf zur Kundgebung in HamburgBild: picture-alliance/dpa/A. Heimken

Hamburg ist eine Hochburg von "Fridays for Future". Die dort organisierten Klimaproteste gehören üblicherweise zu den größten bundesweit. In den vergangenen Monaten kamen in der Hansestadt unter anderem schon 100.000 und 50.000 Teilnehmer zusammen. Vor fast genau einem Jahr - am 1. März - hatte die schwedische Klimaaktivistin das erste Mal an einem Klimastreik in Hamburg teilgenommen. Bereits in zwei Monaten soll es den nächsten globalen Klimastreik - und damit auch die nächste Groß-Demo in Hamburg geben.

kle/qu (dpa, epd, afp, NDR)