Griechen stärken ihr Militär
12. September 2020Wohl als Reaktion auf die jüngsten Auseinandersetzungen mit der Türkei rüstet Griechenland auf: "Es wird ein nationaler Schild entstehen", kündigte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis (Artikelbild) während einer Rede in der Hafenstadt Thessaloniki an, die vom Fernsehen übertragen wurde.
So werde sein Land 18 französische Kampfjets vom Typ "Rafale" kaufen. Zudem sollten Hubschrauber und vier neue Fregatten angeschafft werden, vier weitere vorhandene Fregatten aus deutscher Produktion würden modernisiert, führte Mitsotakis weiter aus. Auch der Bestand an Flugabwehrraketen, Torpedos und anderer Munition werde erhöht. Darüber hinaus werde man die nationale Verteidigungsindustrie stärken. In den kommenden Jahren sollen außerdem 15.000 neue Berufssoldaten eingestellt werden.
Umstrittene Zonen
Griechenland wirft der Türkei vor, im östlichen Mittelmeer illegal Erdgasvorkommen zu erkunden. Die Regierung in Athen erhebt selbst Ansprüche auf das Gebiet. Die Regierung in Ankara argumentiert hingegen, dass die Gewässer zum türkischen Festlandsockel gehören.
Mitsotakis betonte, Griechenland sei bereit, die Differenzen im Zusammenhang mit dem Erdgas-Konflikt friedlich zu lösen. Wolle die Türkei dies ebenfalls und komme es dennoch zu keiner Einigung, könne man das strittige Thema der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) vor den Internationalen Gerichtshof bringen.
Erdogan warnt Macron
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan richtete derweil eine scharfe Warnung an Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron: "Legen Sie sich nicht mit dem türkischen Volk an, legen Sie sich nicht mit der Türkei an", sagte er bei einer Veranstaltung in Istanbul. "Herr Macron, Sie werden noch viel mehr Probleme mit mir haben", kündigte Erdogan an. Macron hatte die Gaserkundungen der Türkei zuletzt als "inakzeptabel" kritisiert. Ankara sei seiner Ansicht nach kein Partner mehr in der Mittelmeerregion. "Unsere roten Linien sind einfach der Respekt vor der Souveränität eines jeden europäischen Mitgliedstaates, die Achtung des Völkerrechts", so Macron.
Auch US-Außenminister Mike Pompeo äußerte sich bei einem Besuch in der Republik Zypern besorgt über das Vorgehen der Türkei im östlichen Mittelmeer. Der zyprische Präsident Nikos Anastasiades sagte nach einem Treffen mit Pompeo, die Probleme könnten mit diplomatischen Mitteln gelöst werden, aber "nicht mit Kanonenbooten".
wa/gri (dpa, rtr, afp)