Griechenland Briefbomben
3. November 2010Während in Athen am Dienstag Abend (2.11.2010) Sprengsätze entschärft wurden, befand sich Ministerpräsident Giorgos Papandreou bei einer Wahlkampfveranstaltung in der nordwestgriechischen Stadt Loannina. In einer ersten Stellungnahme zeigte er sich kämpferisch, aber auch besorgt um den Ruf seines Landes. "Wir kennen keine Gnade für Menschen, die den sozialen Frieden stören und Gewalt erzeugen wollen, die den Ruf unserer Heimat in Gefahr bringen wollen, und das ausgerechnet in dieser schweren Zeit. Unsere Demokratie hat keine Angst vor Terror.“
Mit Sprengstoff gegen Sparpolitik
Sprengstoffanschläge sind keine Seltenheit in Griechenland. In den vergangenen Jahren hat die linksradikale Terrorgruppe "Verschwörung der Zellen des Feuers" mehrere Anschläge verübt. Im Februar 2008 hatte dieselbe Gruppierung Brandsätze an griechische Politiker sowie an ausländische Firmen in Athen geschickt. Damals wollten die Terroristen ihre Angriffe als Protestaktion gegen die angekündigte Sparpolitik und die Reform des Rentensystems verstanden wissen. Nun wollen sie offenbar gegen Sparauflagen aus Europa vorgehen.
Sozialisten unter Druck
Die Stimmung in Griechenland ist angespannt wegen der Schuldenkrise und der steigenden Arbeitslosigkeit. Der von der EU verordnete Sparkurs ist bei den anstehenden Kommunalwahlen daher ein großes Thema. Die regierenden Sozialisten stehen seit Monaten unter Druck. Die Opposition spricht im Kommunalwahlkampf sogar von einem "Referendum gegen den Sparkurs der Regierung Papandreou". Rechtspopulisten und linke Splittergruppen machen aber auch Deutschland für die griechische Wirtschaftsmisere mit verantwortlich. Die deutsche Bundeskanzlerin und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, an den ebenfalls eine Briefbombe adressiert war, zählen zu den größten Befürwortern einer harten Haltung gegenüber Defizitsündern in der EU.
Giorgos Karatzaferis, der Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei "Orthodoxe Volksbewegung", wittert bei den Kommunalwahlen nun seine Chance. Nach der jüngsten Anschlagsserie gibt er sich als Beschützer des Vaterlandes. "Es besteht kein Zweifel: Da versucht jemand, unser Land durch Terror zu destabilisieren. Vorsicht, kann ich nur sagen.“ Polizeiexperten vermuten, dass in den nächsten Tagen weitere Briefbomben entdeckt werden.
Autor: Jannis Papdimitriou
Redaktion: Gero Rueter