Griechenland muss nachbessern
6. Oktober 2012"Wir können weder die Laufzeiten für griechische Anleihen verlängern noch die Zinsen senken", sagte Jörg Asmussen der Zeitung "Bild am Sonntag". Beide Maßnahmen wären eine Form von Schuldenerlass und damit eine direkte Finanzierung des griechischen Staates. "Das aber ist der EZB rechtlich nicht erlaubt."
Kein Selbstläufer
Mit Blick auf die von Athen dringend benötigte nächste Tranche über 31,5 Milliarden Euro aus dem zweiten internationalen Hilfspaket sagte Asmussen, die Freigabe sei "kein Selbstläufer". Seine klare Präferenz sei zwar, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibe. "Aber der Schlüssel dafür liegt in Athen", fügte der frühere Staatssekretär von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hinzu. Er wies darauf hin, dass Griechenland zunächst das Haushaltsloch für 2013/2014 schließen und umfangreiche Strukturreformen vornehmen müsse, um in den Genuss der nächsten Finanzhilfe zu kommen.
Grenze der Belastbarkeit erreicht
Mit eindringlichen Worten hatte Antonis Samaras zuvor in einem "Handelsblatt"-Interview Bundeskanzlerin Angela Merkel um ein weiteres Entgegenkommen gebeten. Zudem rief er die Europäische Zentralbank auf, die Zinsen der griechischen Staatsanleihen in ihrem Portfolio zu senken oder die Laufzeit der Bonds zu verlängern. Die Griechen hätten die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht.
Die griechische Regierung verhandelt seit Wochen mit der "Troika" aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank und EU-Kommission über zusätzliche Einsparungen. Eine Einigung und ein positiver Bericht sind die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die nächste Rate an Hilfsgeldern freigegeben wird.
Die Finanzminister der Eurozone werden bei ihrem Treffen am Montag in Luxemburg von der "Troika" nur einen Zwischenbericht erhalten. Wann sie ihre Arbeit in Athen beenden, ist offen. Am Dienstag dann fliegt Merkel zu Gesprächen mit Samaras nach Griechenland.
se/qu (rtr, dapd, dpa)