Grindel will europaweite Ticket-Kontrolle
4. September 2017Nach dem Zuschauer-Eklat beim Spiel der deutschen Nationalelf in Prag will DFB-Präsident Reinhard Grindel schärfere Zugangsbestimmungen in europäischen Fußball-Stadien erwirken. "Wir müssen gemeinsam mit den europäischen Verbänden über die Ticketvergabe diskutieren und Wege finden, die europaweit mehr Kontrolle gewährleisten", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dem Fachmagazin "Kicker". Grindel will bei der Exekutivsitzung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am 20. September einen entsprechenden Vorstoß unternehmen.
13 Dresdner identifiziert
Rund 200 pöbelnde deutsche Zuschauer hatten am Freitag mit Nazi-Parolen und verbalen Entgleisungen gegen den DFB und einige Nationalspieler wie Torschütze Timo Werner gehetzt. Die sächsische Polizei identifizierte bei der Sichtung des Bildmaterials von der Partie bislang mindestens 13 Angehörige der Dresdner Fanszene. Zwei von ihnen hätten zuvor Gefährder-Anschreiben erhalten, teilte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar mit. "Da Gefährder-Anschreiben allein offensichtlich nicht in jedem Fall von einer Anreise abhalten, werden wir zukünftig auch Meldeauflagen als weiteren präventiven Baustein prüfen", sagte Kretzschmar. Den identifizierten Dresdnern werden von den tschechischen Behörden offenbar derzeit keine Straftaten vorgeworfen. Nach Angaben der Prager Polizei gab es bis zum Montag keine Ermittlungen in der Sache.
Sieben Hooligans abgefangen
Die Bundespolizei hatte im Vorfeld des Spiels sieben mutmaßlichen Hooligans bei Kontrollen am Grenzübergang der Autobahn A17 südlich von Dresden die Ausreise verweigert. Es habe sich um Präventivmaßnahmen gegen potentielle Krawallmacher gehandelt, weil es Anzeichen gegeben habe, "dass diese Personen zu diesem Anlass nach Tschechien einreisen wollten". Bei ihnen sei auch Pyrotechnik gefunden worden, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Pirna. Die Hooligans in der Prager Eden-Arena hatten ihre Eintrittskarten nach Angaben von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff nicht über den offiziellen Verkaufsweg des DFB bezogen.
FIFA prüft noch
"Wir haben bei uns eine nachvollziehbare Abgabe unserer Kontingente über den Fanclub Nationalmannschaft", sagte DFB-Chef Grindel. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es in Ländern wie San Marino oder Tschechien keine absolute Sicherheit gibt, weil dort zum Beispiel von Einheimischen unkontrolliert Tickets weitergegeben werden und in den freien Verkauf gelangen." Offen war zunächst noch, ob die zuständigen Verbände Ermittlungen wegen der Vorfälle in Prag einleiten. Der Weltverband FIFA wollte zunächst den offiziellen Spielbericht prüfen, wie es auf Anfrage am Montag hieß. Erst dann könne über mögliche Sanktionen entschieden werden.
"Rote Karte zeigen"
Die DFB-Verantwortlichen forderten nach den Szenen von Prag einhellig, die Problemfans auszugrenzen. Alle friedlichen Fans sollten den Krawallmachern "die Rote Karte zeigen", sagte Grindel. Bundestrainer Joachim Löw hatte zuvor gesagt: "Diese Chaoten wollen wir nicht, das sind nicht unsere Fans. Ihr Verhalten ist zutiefst verachtenswert." Die Nationalspieler hatten nach dem 2:1-Sieg gegen Tschechien den sonst üblichen Gang in die deutsche Fankurve verweigert. Siegtorschütze Mats Hummels hatte nach dem Abpfiff deutliche Worte gefunden: "Das sind Krawallmacher, Hooligans, die haben nichts mit Fußballfans zu tun.
sn/asz (dpa, sid)