London erinnert an 100 Jahre Nordirland
3. Mai 2021Vor dem Hintergrund neuer Gewalt zwischen den Konfessionen in Nordirland hat Königin Elizabeth II. zum 100-jährigen Bestehen der britischen Provinz die Anstrengungen für den Friedensprozess in der Region gewürdigt. "Es ist klar, dass Versöhnung, Gleichheit und gegenseitiges Verständnis nicht selbstverständlich sind und weitere nachhaltige Standhaftigkeit und Engagement erfordern", heißt es in einer Botschaft der Queen. Der Friedensprozess in der ehemaligen Bürgerkriegsregion sei das Verdienst einer Generation von Politikern und Menschen, die den Mut und die Vision gehabt hätten, Versöhnung über Spaltung zu stellen.
Der britische Premierminister Boris Johnson erklärte via Twitter, es sei wichtig, dass "wir innehalten, um über die komplexe Geschichte der vergangenen 100 Jahre nachzudenken".
Gedenkveranstaltungen finden wegen der Corona-Pandemie nicht statt. Widerstand gab es zudem von den republikanischen Katholiken, von denen viele nach wie vor eine Vereinigung der Provinz mit der Republik Irland anstreben.
Der 3. Mai 1921 gilt Historikern zufolge als Geburtsstunde Nordirlands. An diesem Datum trat das Gesetz in Kraft, das die Abspaltung Nordirlands vom Rest der irischen Insel manifestierte. Nordirland blieb seitdem britisch.
Die Frage, ob das Land zum Vereinigten Königreich gehören oder sich mit der Republik Irland wiedervereinigen sollte, führte zu einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg. Auch 23 Jahre nach dem Ende des blutigen Konflikts zwischen Protestanten und Katholiken ist die Provinz mit 1,9 Millionen Einwohnern tief gespalten. Zuletzt war es im April tagelang zu nächtlichen Krawallen vorwiegend junger Protestanten gekommen, die mit den Auswirkungen des Brexit auf ihre Provinz unzufrieden sind.
Nordirland-Protokoll sorgt weiter für Unfrieden
Umstritten ist vor allem das sogenannte Nordirland-Protokoll zum Brexit. Die Vereinbarung zwischen London und Brüssel sieht vor, dass aus Großbritannien nach Nordirland eingeführte Waren kontrolliert werden müssen. Die Regelung soll verhindern, dass es zwischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland wieder eine geschlossene Grenze gibt, da dies das Karfreitagsabkommen von 1998 gefährden würde. Die Unionisten kritisieren, damit werde eine Seegrenze geschaffen und der Weg für eine Wiedervereinigung Nordirlands mit Irland geebnet.
Der angekündigte Rücktritt der pro-britischen Regierungschefin Arlene Forster Ende April verschärft die Unsicherheit über die Zukunft Nordirlands weiter. Foster und ihre Unionisten-Partei (DUP) hatten bei den Brexit-Verhandlungen zum Austritt Großbritanniens aus der EU eine Schlüsselrolle gespielt. Die DUP arbeitet in der nordirischen Regionalregierung mit der Sinn Fein-Partei zusammen, die das katholische Lager vertritt.
se/sti (dpa, afp, rtr)