Katalanen demonstrieren für Unabhängigkeit
11. September 2019"Ziel Unabhängigkeit" prangte in großen gelben Lettern auf dem Rondell der Plaça d'Espanya in Barcelona. Schon am Nachmittag des katalanischen Nationalfeiertags "Diada" füllte sich der Platz mit Demonstranten. Laut Polizei beteiligten sich rund 600.000 Menschen an Protesten - das waren 400.000 weniger als noch vor einem Jahr.
Die "Diada" erinnert an den 11. September 1714, an dem Barcelona von den Truppen des spanischen Königs Philipp V. erobert wurde, nachdem die Katalanen im Spanischen Erbfolgekrieg dessen Gegenspieler unterstützt hatten. Katalonien verlor damit seine Selbstverwaltung.
Unabhängigkeitsbefürworter fordern neues Referendum
Ein gutes Datum also, um die vor knapp zwei Jahren gescheiterte Abspaltung von Spanien wieder auf die Agenda zu nehmen, denn die katalanische Regionalregierung hat das Ziel eines unabhängigen Kataloniens weiter klar vor Augen. Sie hatte die Bevölkerung zu einer massiven Teilnahme an der Demonstration aufgefordert. Regionalpräsident Quim Torra sprach nach Ende der Massenkundgebung von einem Erfolg. Die Unabhängigkeit stehe "im Zentrum des politischen Handelns". Die separatistische Regierung der autonomen Region stützt sich nur auf eine schmale Mehrheit im Regionalparlament, auch pro-spanische Parteien sind dort gut vertreten.
Das seit 2006 bestehende Statut Kataloniens sichert der wohlhabenden Region im Nordosten Spaniens mit ihren 7,5 Millionen Einwohnern bereits jetzt eine Art Autonomie zu. Den in Barcelona regierenden Unabhängigkeitsbefürwortern geht dies nicht weit genug, sie fordern einen Volksentscheid über die Loslösung von Spanien. Eine Volksabstimmung über eine Trennung vom Königreich ist nach spanischer Verfassung allerdings nicht zulässig.
Urteil gegen Separatisten erwartet
Dennoch hatte die katalanische Regierung am 1. Oktober 2017 eigenmächtig ein Referendum in der Region über eine Abspaltung organisiert und anschließend einseitig die Unabhängigkeit Kataloniens ausgerufen. Die spanische Zentralregierung setzte die Regionalregierung daraufhin ab. Mehrere katalanische Unabhängigkeitsbefürworter wurden inhaftiert, der ehemalige Regionalpräsident Carles Puigdemont und mehrere seiner Kabinettsmitglieder flohen ins Ausland.
Einige der Verantwortlichen stehen jetzt in Madrid vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Rebellion, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Mittel vor. Ihnen drohen langjährige Gefängnisstrafen. Für den Hauptangeklagten, den früheren Vize-Regionalpräsidenten Oriol Junqueras, fordert die Staatsanwaltschaft 25 Jahre Gefängnis. Im Prozess gegen zwölf Anführer der Unabhängigkeitsbewegung wird im Oktober ein Urteil erwartet. Der nach Belgien geflohene Ex-Regionalpräsident Puigdemont ist von dem Verfahren nicht betroffen.
cw/wa (afp, dpa)