Gruppe A: Frankreich als Favorit
Am Gastgeber wird wohl kein Weg vorbei führen in der Gruppe A. Frankreich ist einer der Top-Favoriten auf den EM-Titel. Auf die weiteren Achtelfinalplätze schielen Rumänien, Albanien und die Schweiz.
Schlechte Gastgeber
1984 waren die Franzosen Gastgeber der Europameisterschaft - und gewannen den Titel. 1998 fand die WM dort statt. Und auch diesmal blieb der Pokal im Lande. Statt Gastgeschenke zu verteilen, behalten sie die Franzosen lieber selbst. Auch deshalb sind sie einer der Top-Favoriten auf den EM-Titel. Wie damals, '84, als Michel Platini (l.) zum Spieler des Turniers wurde.
Paul Pogba
Der Platini der Neuzeit ist Paul Pogba. Elegant, dynamisch, torgefährlich. Sogar der Verein ist der gleiche: Juventus Turin. Nur bei den Standards ist Pogba nicht so treffsicher wie einst der große Michel. Der Marktwert des 23-Jährigen liegt bei 65 Millionen Euro. Sollte er bei der EM glänzen, würden sich bestimmt auch Klubs finden, die 100 Millionen für ihn hinblättern.
Unklare Pflichtspielform
Als Gastgeber mussten sich die Franzosen nicht qualifizieren. So kann man über die Wettkampftauglichkeit der Mannschaft nur spekulieren. Schließlich sind Freundschaftsspiele meist kein Gradmesser. Aber beim prestigeträchtigen Test Ende März gegen die Niederlande ließen sich die Franzosen nicht lupen und siegten 3:2. In der Weltrangliste sind sie trotzdem nur 21.
Auf den letzten Drücker
Rumänien hatte es in der Qualifikation spannend gemacht. Erst am letzten Spieltag konnte man das Ticket nach Frankreich buchen durch ein 3:0 auf den Färöer Inseln. Dabei war die Abwehrleistung durchaus beachtlich: In allen Quali-Spielen zusammen kassierten die Rumänen nur zwei Gegentore - Europarekord!
Eröffnungsspielgegner
Nun haben die Rumänen die große Ehre, das Eröffungsspiel gegen Frankreich zu bestreiten. Trainer Anghel Iordanescu - trotz der geschafften EM-Teilnahme durchaus umstritten - wird sicher eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz schicken. Natürlich mit geballter Defensive.
Eidgenössischer Geheimfavorit
Die Schweiz profitiert noch immer von der hervorragenden Nachwuchsarbeit seit der Jahrtausendwende. Die Eidgenossen sind erster Kandidat auf das zweite Achtelfinalticket in der Gruppe A. Die Quali überstanden sie nach Stotterstart mit zwei Niederlagen am Ende doch noch souverän. Zuletzt war man bei der Heim-EM 2008 dabei - und scheiterte in der Vorrunde.
Integration - auf dem Spielfeld klappt sie
Auch wenn sie in der Schweiz oft eher skeptisch gegenüber Ausländern wirken - die Nati, wie die Eidgenossen ihr Team nenen - wäre nichts ohne ihre Migranten. Johan Djourou, Ricardo Rodriguez, Tranquillo Barnetta, Valon Behrami, Blerim Dzemaili, Gelson Fernandes, Gökhan Inler, Granit Xhaka (Foto), Xherdan Shaquiri oder Eren Derdiyok und Josip Drmic haben allesamt fremde Wurzeln.
Debütantenball
Albanien ist einer der Profiteure der Aufstockung der EM-Endrunde auf 24 Teams. So konnte man sich zum ersten Mal für ein großes Turnier qualifizieren. Nach dem 3:0 in Armenien war alles klar - und ganz Albanien lag sich in den Armen. "Ein unfassbarer Traum ist wahr geworden", twitterte Ministerpräsident Edi Rama: "Albanien geht in die EM-Geschichte ein."
Der Flaggenskandal
Überschattet wurde die Qualifikation Albaniens durch einen handfesten Skandal: Das Spiel in Serbien wurde abgebrochen, weil eine Drohne mit einer Fahne übers Spielfeld flog, die das Großalbanische Reich zeigte. Eine klare politische Provokation, die ihre Wirkung nicht verfehlte: Es kam zu Tumulten und Schlägereien, die Partie wurde mit 3:0 für Albanien gewertet.
Die große Unbekannte
Topstars bei den Albanern: Fehlanzeige. Kaum ein Spieler kickt in den großen europäischen Ligen. Allenfalls Kapitän Lorik Cana vom FC Nantes ist den Scouts der einzelnen Nationalteams bekannt, vielleicht noch der Kölner Mergin Mavraj. Aber wer braucht schon Stars, wenn die Einstellung stimmt? Und der Kampfgeist. Und davon hat Albanien jede Menge.
Bruderduell
Wenn die Schweiz auf Albanien trifft, kommt es voraussichtlich auch zum Duell der beiden Xhaka-Brüder. Granit (rechts), jüngst für über 40 Millionen Euro aus Mönchengladbach zu Arsenal London gewechselt, spielt spielt für die Schweiz, sein älterer Bruder Taulant, für den FC Basel in der Schweiz aktiv, trägt das Trikot Albaniens.