Gruppe D: Schafft es Spanien nochmal?
Kann Spanien seinen EM-Titel verteidigen? Die Vorrunde wird erste Hinweise liefern. Aber die Gegner, Tschechien, die Türkei und Kroatien, sind stark. Die Gruppe D ist ausgeglichen wie kaum eine andere.
Spanien will das Titel-Triple
2008 und 2012 hieß der Sieger der Europameisterschaft jeweils Spanien. Mit ihrem Tiki-taka-Fußball spielten Iniesta, Xavi und Co. die Gegner schwindelig, galten auf Jahre als unschlagbar. Aber einige Stars haben aufgehört, andere sind über ihren Zenit. Die Wachablösung kam mit dem Vorrunden-Aus bei der WM 2014. Haben sich die Spanier wieder gefangen?
Kaum gute Stürmer
Traditionell rekrutiert sich Spaniens Elf in Abwehr und Mittelfeld aus Profis von Barcelona, Real und Atletico Madrid. Die Plätze im Sturm sind bei diesen Klubs aber meist an Legionäre vergeben: Ronaldo, Benzema, Bale, Neymar, Suarez, Messi, Griezmann. Trainer Vicente del Bosque hat kaum torgefährliche Angreifer. Auf Diego Costa verzichtet er freiwillig. Das Top-Mittelfeld wird es schon richten.
Der heilige Iker
Star des Teams ist aber nicht etwa einer der Mittelfeldspieler, sondern Torwart Iker Casillas. Der zweimalige Europameister, Weltmeister und Rekordnationalspieler könnte in Frankreich sein 170. Länderspiel machen. Real Madrid war er nicht mehr gut genug - so verdient Casillas, von den Fans "der heilige Iker" genannt, sein Geld inzwischen in Portugal beim FC Porto.
Neue goldene Zeiten?
1976 war die CSSR Europameister. Uli Hoeneß wird sich nur ungern an seinen Elfer-Fehlschuss im Endspiel erinnern. 1996 schaffte es Tschechien ins EM-Finale. Wieder war der Gegner Deutschland, diesmal mit dem Golden-Goal von Oliver Bierhoff (r.). 2004 reichte es für die Tschechen erneut für das Halbfinale. Tschechien war eine der ersten Adressen in Europas Fußball. Und dort will man wieder hin.
Tschechien statt den Niederlanden
Nach nur acht Qualifikationspartien war das Ticket nach Frankreich gebucht. Zwei Siege gegen die Niederlande, das die EM sensationell verpasste, Gruppenplatz 1. Angeführt werden die Tschechen von den beiden Arsenal-Stars Tomas Rosicky und Torwart Petr Cech, beide schon Mitte 30, beide äußerst routiniert. Nur im Sturm ist das Team von Trainer Pavel Vrba etwas schwächer besetzt.
Deja vu im Gruppenspiel
Tschechien und die Türkei trafen schon in der Qualifikation aufeinander. Beide schafften jeweils einen Auswärtssieg. Wer das erneute Duell am 21. Juni in Lens im letzten Gruppenspiel für sich entscheiden kann, der dürfte auch ins Achtelfinale einziehen. Wobei die Türken eher als Außenseiter gelten. Aber: Auch vier Gruppendritte kommen in Frankreich weiter.
Bester Gruppendritter
Die Türkei war erst am letzten Qualifikationsspieltag auf den Frankreich-Zug aufgesprungen. Das 1:0 im Heimspiel gegen Island machte sie zum besten Gruppendritten. Der Star heißt Arda Turan vom FC Barcelona, aber auch die Bundesliga ist gut vertreten: Mit dem Dortmunder Nuri Sahin (Foto), Hakan Calhanoglu von Bayer Leverkusen oder Yunus Malli vom FSV Mainz 05.
Endlich mehr?
Noch nie ist die kroatische Nationalmannschaft bei einer EM über das Viertelfinale hinausgekommen. Zuletzt scheiterte man sogar in der Vorrunde. Jetzt soll es etwas mehr sein. Stars wie Luka Modric von Real Madrid, Ivan Rakitic vom FC Barcelona (Foto), Ivan Perisic von Inter Mailand, Darijo Srna von Schachtar Donezk oder Mario Mandzukic von Juventus Turin garantieren eigentlich für Qualität.
Schwierige Quali
Trotz der Stars: Die Qualifikation für Frankreich war alles andere als ein Spaziergang. Mit einem dünnen 1:0 auf Malta zogen die Kroaten gerade noch an Norwegen vorbei, das gleichzeitig gegen Italien verlor. Die Vorrundengruppe D ist - abgesehen von Favorit Spanien - sehr ausgeglichen. Tschechien, die Türkei oder Kroatien - sie alle haben Chancen aufs Achtelfinale.