Gruppe E: Knappe Entscheidungen
Keine Frage - diese Turniergruppe ist eine der schwersten. Belgien mit seinen Talenten will endlich etwas Großes erreichen. Italien ist als Turniermannschaft berühmt-berüchtigt. Schweden und Irland wollen überraschen.
Die Weltranglistenrocker
Die Erwartungen an die Belgier sind immens. Mit ihrer jungen, talentierten Truppe unter Trainer Marc Wilmots scheitern sie bei der WM vor zwei Jahren erst im Viertelfinale an Argentinien. Und seit das Team im November 2015 für kurze Zeit auf Platz eins (derzeit 2.) der Weltrangliste stand, sind die Belgier auch für die EM in Frankreich kein Geheimfavorit mehr.
Hervorragende Nachwuchsarbeit
Zu einem EM- oder gar WM-Titel hat es bisher noch nicht gereicht. Seit den 1980er- und 90er-Jahren ist Belgien regelmässig bei den großen Turnieren dabei. 1980 stehen die "Roten Teufel" sogar im EM-Finale - das dann aber Deutschland gewinnt. Nach Platz vier bei der WM 1986 folgt der Absturz. Erst dank hervorragender Nachwuchsarbeit in den letzten 15 Jahre hat Belgien nun viele Topspieler.
Elf Freunde müsst ihr sein
Große Hoffnungen setzen die Belgier in Kevin de Bruyne. Der Ex-Wolfsburger ist der teuereste Transfer der Bundesliga und spielt derzeit bei Manchester City. In der Premier League sind unter anderem auch Eden Hazard (FC Chelsea) sowie Christian Benteke und Divock Origi (beide FC Liverpool) aktiv - alles exzellente Einzelspieler, die als Einheit für eine Überraschung sorgen könnten.
Nüchtern, aber effizient
Allerdings: Gleich das Auftaktspiel ist wohl das schwerste in der Gruppe. Denn da treffen die Belgier auf Italien. Mit ihrem nüchternden und effizienten Spielstil sorgen die Azzurri zwar selten für Spektakel, sie gehören dank ihrer Erfolge aber zu den besten Fußballnationen der Welt. Vier WM- und einen EM-Titel haben die Italiener vorzuweisen. Der ist aber schon was her. 1968 um genau zu sein.
Wo sind die Talente?
Obwohl in den letzten Jahren verstärkt versucht wird, den Nachwuchs zu fördern, mangelt es in Italiens Fußball an hochveranlagten Talenten. Deshalb setzt Trainer Antonio Conte - zukünftiger Chelsea-Coach - hauptsächlich auf Routiniers, wie die Abwehrspieler Barzagli, Chiellini und Bonucci. Torwart Gianluigi Buffon, seit 16 Jahren in der Nationalelf, ist ohnehin unangefochten die Nummer eins.
Ach, das Heimweh
Ob es nun am guten Essen bei Mama, dem Wetter oder an den mangelnden Angeboten liegt - auffällig ist: Von den Spielern im italienischen Kader verdienen nur wenige ihr Geld m Ausland. Klar, die Serie A ist eine gute Liga, aber es gibt bessere. So spielt derzeit kein italienischer Nationalspieler in der spanischen oder deutschen Liga.
Der Exzentriker
Trotzdem kennen die meisten den hier persönlich: Zlatan Ibrahimovic. Der Schwede hat bereits bei drei italienischen Klubs angeheuert: Juventus Turin, Inter und AC Mailand. Bis Ende der Saiosn spielte der beste und bekannteste schwedische Fußballprofi bei Paris St. Germain. Der wuchtige Stürmer, wohl zum letzten Mal bei einer EM dabei, ist ein Exzentriker - und Schweden von ihm abhängig.
Zwei Schweden aus der Bundesliga
Denn bis auf Ibrahimovic ist das Team von Erik Hamren nur durchschnittlich besetzt. Die Nationalspieler stehen bei Klubs überall in Europa unter Vertrag. Zwei schwedische Nationalspieler laufen für deutsche Vereine auf: Mittelfeldspieler Albin Ekdal (Foto) trägt das Trikot des HSV. Mit RB Leipzigs Stürmer Emil Forsberg ist ein weiterer schwedischer EM-Fahrer gerade in die Bundesliga aufgestiegen.
Der neue Modus hilft
Seien wir ehrlich: Nur über den Play-off-Modus und weil das Turnier von 16 auf 24 Mannschaften aufgestockt wurde, ist Schweden dabei. Bei den vergangenen zwei Europameisterschaften schied Schweden jeweils nach der Vorrunde aus. Diesmal könnte es anders sein - ebenfalls dank des veränderten Modus'. Schließlich kommen in Frankreich auch die vier besten Drittplatzierten weiter.
Grün wie die Hoffnung
Noch etwas mehr Außenseiter als die Schweden sind die Iren, obwohl die Boys in Green in der Qualifikation gegen Deutschland (1:0 und 1:1) gezeigt haben, dass sie an guten Tagen auch mit den großen Nationen mithalten können. Sie sind zum dritten Mal bei einer Europameisterschaft dabei. Ähnlich wie in Schweden spielt für Irland aber nur ein einziger Spieler mit internationaler Klasse...
Oh captain, my captain
.... Robbie Keane - irischer Rekordspieler und Rekordtorschütze. Der bullige Stürmer ist Kapitän der irischen Auswahl. Allerdings ist der knapp 36-Jährige, früher Profi unter anderem bei Tottenham Hotspur, Inter Mailand und FC Liverpool, Jahren nicht mehr im besten Fußballalter und lässt seine Karriere schon seit 2011 bei den Los Angeles Galaxy in den USA ausklingen.
Irisches Volksfest
Spektakel auf dem Platz ist also nicht unbedingt zu erwarten. Wohl aber von den Rängen. Zehntausende Iren werden ihr Team in Frankreich anfeuern. So wie bei der EM 2012, als Irland kurz vor dem Ende gegen Spanien aussichtslos mit 0:4 zurücklag, auf den Tribünen in enormer Lautstärke das irische Volkslied "Fields of Athenry" erklang und für Gänsehautstimmung sorgte.