Grüne Banken trotzen der Krise
16. März 2012Der Finanzkrise haben es ethisch orientierte Banken zu verdanken, dass immer mehr Menschen ihr Geld nachhaltig anlegen wollen. Die Branche ist allerdings noch verschwindend klein. Zu den großen Spielern in der Bankenlandschaft, sagt Professor Manfred Jäger-Ambrożewicz, vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, gehörten sie nicht. Sie könnten für diejenigen Anleger eine Alternative sein, die mit gutem Gewissen investieren wollten.
Ein nachhaltiges Geschäftsmodell betreiben in Deutschland nur sehr wenige Institute. Es sind keine Geldkonzerne, sondern mittelständische Banken. Dazu gehören die GLS Bank, Triodos, die Umwelt- und die EthikBank. Einige Kirchen- und Sozialbanken arbeiten nach ähnlichen Grundsätzen, beispielsweise die Steyler Missionsbank oder die Pax Bank.
Zehn Jahre EthikBank
Die EthikBank ist eine Tochter der Volksbank Eisenberg inThüringen und wurde vor zehn Jahren gegründet. Sie war 2005 bundesweit die erste Bank, bei der Insolvenzschuldner ein Konto eröffnen konnten. Nicht nur die Finanzkrise, sagt Pressesprecherin Claudia Bioly, habe der Bank neue Kunden beschert, sondern auch die Atomkatastrophe im vergangenen Jahr in Japan: "Das war noch einmal ein ganz massiver Auslöser für viele Menschen zu sagen, so geht es nicht weiter."
Nicht nur die Atomenergie gehört zu den Investitions-Tabus des thüringischen Geldinstituts, das rund 15.000 Geschäfts- und Privatkonten verwaltet und derzeit monatlich etwa 500 neue Konten eröffnen kann: "Bei den Unternehmen sind zum Beispiel auch solche tabu, die in Rüstung investieren, in grüne Gentechnik, in Ozon zerstörende Chemikalien, in Tierversuche für Kosmetika oder die Kinderarbeit zulassen", sagt Bioly. Auf Geschäfte verzichtet die EhtikBank auch mit Ländern, die Menschenrechte verletzen oder durch Korruption geprägt sind.
Transparenz wird groß geschrieben
Komplexe, kaum durchschaubare Geldanlagen gibt es bei der EthikBank nicht. Das Institut bietet schlicht und einfach die Anlagemöglichkeiten an, die die Kunden auch verstehen, sagt Bioly: "Das sind zum einen Tagesgelder, Festgeldanlagen beispielsweise, langfristige Wachstumszertifikate und natürlich auch Kredite."
Die EthikBank sei eine "gläserne Bank", betont die Pressesprecherin. Transparenz werde im Institut groß geschrieben: "Das heißt jede Anleihe, jedes Wertpapier, selbst jeder vergebene Kredit wird im Internet veröffentlicht."
Wie sicher ist eine solche Bank?
Ethische Banken haben über Jahre an Vertrauen und Glaubwürdigkeit hinzu gewonnen. Dennoch gibt es Vorurteile. Die bange Frage lautet hier und da immer noch: Ist so eine Bank auch sicher? "Wir sind dem Sicherungsfonds des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbank angeschlossen, also dem genossenschaftlichen Sicherungssystems. Das ist das älteste ohne Staatshilfe finanzierte Bankensicherungssystem weltweit", beruhigt Claudia Bioly.
Die Bilanzsumme der EthikBank belief sich im vergangenen Jahr auf 129 Millionen Euro. Zum Vergleich: 1,8 Billionen Euro stehen in der Bilanz 2011 der Deutschen Bank - aber sie ist auch der größte Geldkonzern in Deutschland. Für Professor Manfred Jäger-Ambrożewicz vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln ist klar: Die Bankenlandschaft braucht sowohl die Großbanken als auch die sozial-ökologischen Institute: "Die gehören zu einem Finanzsystem dazu", sagt der Experte. "Wir brauchen beide Bankensysteme. Aber wir brauchen auch, dass das traditionelle Bankensystem solider wird."
Die EthikBank wurde erstmals 2011 von unabhängigen Wirtschaftsprüfern anhand von Wertpapiertransaktionen und Kundenkrediten beurteilt. Die Frage war, ob sich die Bank im Tagesgeschäft an die von ihr selbst gesetzten Anlageziele auch hält. Beide Berichte bescheinigten der EthikBank eine konsequente Arbeitsweise.