Grünes Licht für Porsche
23. Juli 2008Der geplante Zusammenschluss der beiden Autobauer werde den wirksamen Wettbewerb in Europa nicht wesentlich beeinträchtigen, erklärte die Brüsseler Behörde am Mittwoch (23.07.2008) nach der Prüfung des Falls. Die Untersuchung habe ergeben, dass die "Überschneidungen zwischen Volkswagen und Porsche begrenzt sein werden und es auf allen betroffenen Teilmärkten weiterhin starke Konkurrenten mit erheblichen Marktanteilen geben wird", teilte die Kommission mit. Auch für Herstellung und Vertrieb von Ersatzteilen erwarte man keine negativen Auswirkungen.
Die Behörde betonte, dass beide Unternehmen seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Unter anderem hätten sie gemeinsam geländegängige Sportwagen entwickelt. Porsche sei bereits der größte VW-Aktionär. Im Juni 2008 schloss Porsche einen Vertrag über den Kauf von Aktien, mit denen das Unternehmen weitere 4,92 Prozent des stimmberechtigten Kapitals von Volkswagen übernehmen wird. "Mit diesem Rechtsgeschäft erwirbt Porsche faktisch die Kontrolle über Volkswagen", stellte die Kommission fest. Deshalb prüfte Brüssel die Folgen des Plans.
Zwei Familien haben das Sagen
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte bereits am 10. Juli angekündigt, der Sportwagenbauer werde die 4,92 Prozent der Stimmrechte bis zum 2. September kaufen und seinen Anteil an VW damit von etwa 31 Prozent auf knapp 36 Prozent ausbauen. Dann werde Porsche faktisch die Mehrheit in der VW-Hauptversammlung haben. Die Stuttgarter hatten außerdem angekündigt, sich weitere Optionen auf den Kauf von VW-Aktien gesichert zu haben. Zahlen wurden aber nicht genannt. Im Laufe des Jahres will Porsche seinen Anteil auf mehr als 50 Prozent aufstocken.
Damit nimmt der Autogigant Gestalt an, der unter dem Dach der Porsche-Holding vom sparsamen Kleinwagen über den Supersportwagen bis hin zu Schwerlastwagen fast alles im Angebot haben wird, was auf den Straßen rollt. Das Sagen in diesem Autoimperium, zu dem auch die beiden Lkw-Bauer Scania und MAN gehören, haben die Familien Porsche und Piech, die das Zuffenhausener Unternehmen über ihre nicht börsennotierten Stammaktien kontrollieren.
Viele Fragen offen
Die Übernahme wirft Fragen über die künftige Machtverteilung in dem neuen Porsche/VW-Konzern auf, die noch unbeantwortet sind. Dazu zählt vor allem die künftige Rolle des Landes Niedersachsen als zweitgrößter VW-Aktionär. Außerdem müssen Betriebsratsvertreter beider Unternehmen sich einigen, wie sie künftig ihre Interessen vertreten wollen. Wiedeking hat die Belegschaften von Porsche und VW aufgefordert, eine Lösung zu finden. Sollte dies nicht gelingen, würden künftig drei Arbeitnehmervertreter von Porsche und drei von VW im Aufsichtsrat sitzen. Aus Sicht des VW-Betriebsrats ginge diese Mitbestimmungsvereinbarung deutlich zu Lasten der VW-Belegschaft. (mas)