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Startup Next Kraftwerke

Klaus Ulrich19. Dezember 2013

Ökostrom - gut fürs Klima, aber schwierig zu verkaufen. In Deutschland kassieren Kleinerzeuger von sauberer Energie staatlich garantierte Festpreise. Ein Startup zeigt, wie mehr drin ist.

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Logo Startup Next Kraftwerke (Foto: Next Kraftwerke)
Bild: Next Kraftwerke

Eine bessere und vor allem lukrativere Vermarktung von grünem Strom hat sich ein junges Unternehmen aus Köln auf die Fahnen geschrieben: "Next Kraftwerke" heißt die Firma und dieser Name ist Programm. Denn sie vernetzt viele kleine Erzeuger von erneuerbarer Energie zu einem Kraftwerk der nächsten Generation: Ein virtuelles Kraftwerk, das mit Großanlagen konventioneller Art durchaus konkurrieren kann.

"Wir veredeln den Strom sozusagen" sagt Jochen Schwill, einer der beiden Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens im Gespräch mit der DW. Seine Mitarbeiter statten im ganzen Land kleine Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom mit einer Fernsteuerung aus - die sogenannte "Nextbox". Damit können Biogasanlagen, aber auch Windkraft- oder Fotovoltaikanlagen sowie kleine Blockheizkraftwerke von der Firmenzentrale in Köln aus gesteuert werden. Die Steuerung läuft über das normale Mobilfunk-Netz. Sie ermöglicht es, die Stromproduktion vor allem von Biogasanlagen dann hoch zu fahren, wenn der Bedarf da ist.

Virtuelles Kraftwerk

"Und das ist die Besonderheit" betont Schwill. Ein einzelner Landwirt mit einer Biogasanlage könne alleine nicht so effektiv am Strommarkt aktiv werden, wie die Firma Next Kraftwerke. Die agiere nämlich in der Summe der vernetzten Kleinanlagen so wie ein großes Kraftwerk. "Deswegen spricht man auch von einem virtuellen Kraftwerk, das aus ganz vielen kleinen Einheiten besteht", so Schwill.

Startup Next Kraftwerke Infografik zur Vernetzung von Stromerzeugern (Foto: Next Kraftwerke)
Bild: Next Kraftwerke

Durch diese Bündelung der Kräfte dringt das Unternehmen in einem besonders lohnenden Bereich der Stromvermarktung vor. Das Zauberwort heißt "Regelstrom". Dahinter verbirgt sich eine Dienstleistung, die ausgewählte Strom-Erzeuger für Strom-Netzbetreiber erbringen: Im Fall eines überraschenden Anstiegs des Stromverbrauchs muss der Erzeuger kurzfristig in der Lage sein, zusätzlichen Strom bereitzustellen. Alleine schon die Vorhaltung solcher Reserven wird gut bezahlt. Davon profitieren auch die Kleinerzeuger, die von Next Kraftwerke miteinander vernetzt werden. "Für den einzelnen Anagenbetreiber ist es immer ein Mehrwert gegenüber der Situation ohne der Teilnahme an unserem Anlagenpool", so der Jungunternehmer.

Von der Universität ins Business

Next Kraftwerke wurde vor vier Jahren von Jochen Schwill uns seinem Kommilitonen Hendrik Sämisch gegründet. Die beiden forschten am Energiewirtschaftlichen Institut der Universität Köln. Sie gingen der Frage nach: Wie sieht der Strommarkt der Zukunft aus? Ihre Antwort: Erneuerbare Energien werden eine immer größere Rolle spielen, kleine, dezentrale Einheiten müssen mit einer zentralen Intelligenz vernetzt werden. Große Kraftwerke werden aus dem Markt ausscheiden.

Startup Next Kraftwerke: Jochen Schwill (l.) und Hendrik Sämisch (Foto: Next Kraftwerke)
Jungunternehmer Jochen Schwill (l.) und Hendrik SämischBild: Next Kraftwerke

"Und das haben wir in Forschungsarbeiten festgestellt und haben dann eben gesagt: So, jetzt haben wir genug geforscht, jetzt möchten wir gerne in die Praxis gehen", erinnert sich Schwill. Bankkredite für das neue Geschäftsmodell waren nicht aufzutreiben, denn die Jungunternehmer konnten praktisch keine Sicherheiten vorweisen. "Dann haben wir sogenannte Venture Capital Investoren gefunden, die an dieses Geschäftsmodell geglaubt haben." Damit stand genügend Startkapital zur Verfügung.

Erste Schritte ins Ausland

Die im Jahr 2009 als Zwei-Mann-Unternehmen gegründete Firma hat mittlerweile 60 Mitarbeiter. Die meisten sind junge Universitäts-Absolventen. Entsprechend niedrig liegt das Durchschnittsalter der Belegschaft, nämlich bei 30 Jahren. Die beiden Chefs sind erst 32 und haben noch viel vor. Im Moment sind sie dabei, ein Tochterunternehmen in Österreich zu gründen, mittelfristig könnten weitere Länder folgen.

Die Erfolgskurve für Next Kraftwerke zeigt im Moment jedenfalls steil nach oben. Als Beleg dafür präsentiert Geschäftsführer Jochen Schwill beeindruckende Zahlen: "Wir machen in diesem Jahr gute 100 Millionen Euro Umsatz und planen im nächsten Jahr das nochmal zu verdoppeln."