Grüß Gott in Bayern
11. September 2006Begeisterte Zuhörer feierten ihn mit "Benedetto"-Rufen, die Tegernseer Gebirgsschützen empfingen den Papst mit einem dreifachen Salut. Nach dem Abspielen der Hymne des Vatikans und der Deutschlandhymne wurde der Papst von Bundespräsident Horst Köhler herzlich in der Heimat begrüßt. Er äußerte den Wunsch nach Fortschritten in der Ökumene. Gerade in Deutschland als dem Land der Reformation wünschten viele katholische und evangelische Christen ein Vorankommen in der Ökumene.
"Ein herzliches Grüß Gott", sagte der Papst zu allen Anwesenden. Benedikt betonte, Bundespräsident Köhler habe ihm mit seiner Hoffnung nach ökumenischem Fortschritt aus der Seele gesprochen. "Wir werden uns mit Herz und Verstand bemühen, dass wir zueinander kommen." Er appellierte in seiner Erwiderung an die Deutschen, sich aktiv an der Weitergabe der grundlegenden Werte des christlichen Glaubens zu beteiligen. "Mein Besuch in dem Land, in dem ich geboren wurde, möchte auch in diesem Sinne eine Ermutigung sein", sagte der Papst.
Joseph Ratzinger betonte auch den besonderen persönlichen Charakter seiner Reise: "Ich kehre in meine Heimat, zu meinen Landsleuten, zurück in der Absicht, einige Orte zu besuchen, die in meinem Leben eine grundlegende Bedeutung hatten." In diesem Augenblick stiegen in ihm viele Erinnerungen an die in München und Regensburg verbrachten Jahre auf "Erinnerungen an Menschen und Ereignisse, die tiefe Spuren in mir hinterlassen haben".
"Treue zum katholischen Glauben"
Der Papst hob die enge Verbundenheit zwischen Bayern und dem Vatikan hervor. "In den entscheidenden Stunden seiner Geschichte hat das bayerische Volk immer seine aufrichtige Ergebenheit gegenüber dem Stuhl Petri und die feste Treue zum katholischen Glauben bestätigt", sagte er. "Bewegten Herzens betrete ich heute zum ersten Mal nach meiner Erhebung auf den Stuhl Petri deutschen und bayerischen Boden", sagte er.
Der Papst dankte für die aufwändigen Vorbereitung zu seinem Besuch und schloss dabei auch die Mitglieder der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, besonders die evangelischen und die orthodoxen Christen mit ein.
Seine Segenswünsche richtete er an die in Bayern besonders verehrte Jungfrau Maria mit der klassischen Formulierung der Fürbitte von Jakob Balde, die auf den Sockel der Mariensäule am Münchner Marienplatz steht: "Rem regem regimen regionem religionem conserva Bavaris, Virgo Patrona, tuis! Erhalte, o Jungfrau Patronin, Deinen Bayern das Gut, die Regierung, das Land und die Religion!"
Empfang auf dem Marienplatz
Am frühen Abend begrüßten Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber und der Münchner Erzbischof und Kardinal Friedrich Wetter den Heiligen Vater auf dem Marienplatz. Der Papst-Besuch werde in die Geschichte Bayerns eingehen und allen Gläubigen neue Impulse geben, sagte Stoiber.
Der Papst nannte es bewegend, vor der Mariensäule auf dem Marienplatz zu stehen. Dort habe er mit einem Gebet vor fast 30 Jahren seinen Dienst als Münchner Erzbischof begonnen, dort habe er sich mit einem Gebet verabschiedet, als er als Chef der Glaubenskongregation nach Rom ging. Und nun stehe er als Papst erneut für ein Gebet vor der Mariensäule, die als Ausdruck der altbayerischen Frömmigkeit gilt. "Und so stehe ich wieder zu Füßen der Mariensäule, um die Fürsprachen und den Segen der Gottesmutter zu erflehen."
Nach dem Gebet standen persönliche Gespräche mit Köhler, Merkel und Stoiber in der Münchner Residenz auf dem Programm.
Eine Frage der Vorsehung
Bei seiner Reise durch Bayern sucht Benedikt mit München und Regensburg frühere Wirkungsstätten auf, wo auch große Gottesdienste mit der Teilnahme von mehr als einer halben Million Gläubigen geplant sind. Auch Besuche im Wallfahrtsort Altötting und ein Abstecher in den nahe gelegenen Ort Marktl am Inn, in dem der Papst geboren wurde, sind vorgesehen. Gerne hätte er den Besuch auf weitere Teile Deutschlands ausgedehnt. Ob er dies zu einem anderen Zeitpunkt noch tun könne, vertraue er der Vorsehung an, sagte der 79-jährige Papst. (sams)