Guatemalas Ex-Diktator Ríos Montt gestorben
1. April 2018In dem Verfahren vor einem Gericht in Guatemala-Stadt wurden Ríos Montt Verbrechen an den Ureinwohnern des lateinamerikanischen Landes zur Last gelegt. Der Völkermordprozess war im Oktober 2017 nach fast eineinhalb Jahren Unterbrechung wieder aufgenommen worden. Zu Beginn des Verfahrens hinter verschlossenen Türen erhoben die Anwälte des Ex-Generals Vorwürfe gegen das Gericht und wurden daraufhin des Saals verwiesen.
Anlässlich der Wiederaufnahme legten Angehörige der Opfer von Ríos Montts Militärherrschaft vor dem Gerichtsgebäude Blumen nieder und forderten Gerechtigkeit. Da Ärzte dem 91-jährigen Angeklagten eine Demenzerkrankung bescheinigt hatten, musste er nicht mehr vor Gericht erscheinen.
Ríos Montt war erstmals 2013 wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Er soll unter anderem für den Mord an 1771 Indios vom Maya-Volk der Ixil im Norden des Landes verantwortlich sein. Aufgrund von angeblichen Verfahrensfehlern wurde der Schuldspruch wenige Tage später jedoch wieder aufgehoben. Ein neuer Prozess kam immer wieder ins Stocken. Im Mai 2016 war das Verfahren ausgesetzt worden, um einen eigenen Prozess gegen Geheimdienstchef Jose Mauricio Rodriguez abzutrennen. Diesem werden ebenfalls schwere Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt.
Tödliche Bilanz
Rios Montt kam 1982 durch einen Militärputsch an die Macht. In seiner 15 Monate dauernden Amtszeit übte der General eine Schreckensherrschaft aus und erwarb sich den Beinamen "Schlächter der Indios". Einem UN-Bericht zufolge machten seine Schergen 448 Dörfer dem Erdboden gleich.
Rios Montt, als Präsidentschaftskandidat eines Mitte-Links-Bündnisses gescheitert, kämpfte mit Rückendeckung der USA gegen kommunistische Guerilla-Gruppen. Weil er die Maya beschuldigte, die Guerilla-Verbände zu unterstützen, wurden Tausende Indigene getötet. Auch als Pastor und Prediger für eine evangelikale Gemeinschaft war Rios Montt aktiv. Seine Diktatur wurde von rivalisierenden Militärs abgelöst.
Der Bürgerkrieg in Guatemala zählt zu den brutalsten Konflikten in der Geschichte Lateinamerikas. Während der 36 Jahre bis zu einem Friedensschluss im Dezember 1996 kamen laut Schätzungen mindestens 200.000 Menschen gewaltsam ums Leben; 83 Prozent davon waren Angehörige der indigenen Maya-Bevölkerung. Geschätzt 1,7 Millionen Menschen flohen vor Gewalt und Unterdrückung.
kle/jj (dpa, kna, ape, rtre)