Guterres: Flächenbrand in Nahost muss verhindert werden
Veröffentlicht 7. Oktober 2023Zuletzt aktualisiert 7. Oktober 2023
António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, hat die schweren Angriffe der islamistischen Hamas aus dem palästinensischen Gazastreifen auf Israel verurteilt. Es müssten alle diplomatischen Anstrengungen unternommen werden, "um einen größeren Flächenbrand zu verhindern", erklärte Guterres‘ Sprecher Stephane Dujarric. Der UN-Generalsekretär mache sich zudem große Sorgen um die Zivilbevölkerung und rufe zu größter Zurückhaltung auf.
Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates wahrscheinlich am Sonntag
Brasilien hat eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates einberufen. Das teilte die brasilianische Regierung mit, die derzeit den Vorsitz im höchsten UN-Gremium innehat. Die Regierung in Brasilia verurteilte zudem die Angriffe der radikal-islamischen Hamas auf Israel. Der UN-Sicherheitsrat wird nach offiziellen Angaben an diesem Sonntag zusammenkommen.
Deutschland, USA und EU versichern Israel ihrer Solidarität
Viele Staaten weltweit haben auf die Attacken der Hamas mit Entsetzen regiert. In der EU, den USA und Israel wird die Hamas als Terrororganisation geführt.
Deutschland steht nach den Worten von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock solidarisch an der Seite Israels. "Schon jetzt ist klar, dieser Tag ist eine Zäsur, ein präzedenzloser Akt der Eskalation durch die Hamas", erklärte sie. Baerbock prangerte zudem die "brutale Entführung von unschuldigen Menschen" durch die Hamas an, wie dies auf Videos in den Online-Netzwerken zu sehen sei.
Israel habe das völkerrechtlich verbriefte Recht, sich "gegen diesen perfiden Terror" zu verteidigen. Der Terror der Hamas habe die Region einmal mehr weiter vom Frieden entfernt. Dadurch bestehe nun "die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation". Sie könne nur "auf das Schärfste davor warnen, dass sich andere diesem Terror anschließen".
Bundeskanzler Olaf Scholz sprach seinerseits im Onlinedienst X, vormals Twitter, von "erschreckenden Nachrichten". Der Raketenbeschuss aus Gaza und die eskalierende Gewalt seien erschütternd. "Deutschland verurteilt diese Angriffe der Hamas und steht an Israels Seite."
Biden: Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung
Auch die USA verurteilten den Raketenbeschuss und forderten "alle Seiten auf, von Gewalt und Vergeltungsangriffen abzusehen". "Terror und Gewalt" seien nie eine Lösung, hieß es in Washington.
US-Präsident Joe Biden sicherte dem Staat Israel die Unterstützung der Vereinigten Staaten zu. "Israel hat ein Recht darauf, sich selbst und sein Volk zu verteidigen", teilte Biden in Washington mit. Die USA warnten zudem andere Parteien, die Israel feindlich gesinnt seien, davor, aus der Entwicklung Vorteile ziehen zu wollen. Biden habe an diesem Samstag mit Premierminister Benjamin Netanjahu gesprochen und werde weiter in engem Kontakt mit ihm stehen, teilte das Weiße Haus mit.
Zuvor hieß es bereits in einer Erklärung von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin: "In den kommenden Tagen wird sich das Verteidigungsministerium dafür einsetzen, dass Israel über das verfügt, was es braucht, um sich zu verteidigen und die Zivilbevölkerung vor willkürlicher Gewalt und Terrorismus zu schützen."
Botschafter Prosor: Hamas muss hohen Preis zahlen
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sagte der Deutschen Welle, Israel müsse sicherstellen, dass die Hamas und deren Führung einen "hohen Preis" zahle für die Attacken gegen sein Land. Er hoffe, die internationale Gemeinschaft werde verstehen, dass die israelischen Sicherheitskräfte wahrscheinlich eine "starke Antwort" geben würden.
"Wir brauchen keinen erhobenen Zeigefinger - dass man mit moralischem Blick auf uns schaut und sagt, dies sei unverhältnismäßig. Denn was wir heute gesehen haben, war grundlos." Die Hamas habe Zivilisten getötet. "Es ist ihnen völlig egal, ob es sich um Männer, Frauen oder Kinder handelt", so Prosor im DW-Interview.
Auch EU-Spitzen sprechen von Hamas-Terror
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte sich im Onlinedienst X: "Es ist Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form. Israel hat das Recht, sich gegen solche abscheulichen Angriffe zu verteidigen", schreibt von der Leyen. EU-Ratspräsident Charles Michel versicherte, die Europäische Union sei in diesem schrecklichen Moment solidarisch mit dem israelischen Volk. Die "wahllosen Angriffe" gegen Israel hätten unschuldigen Bürgern Terror und Gewalt angetan.
Großbritannien, Italien, Frankreich und Spanien reagierten auf den Überraschungsangriff der Hamas ebenfalls mit scharfen Worten. Der britische Außenminister James Cleverly betonte: "Großbritannien verurteilt unmissverständlich die schrecklichen Angriffe der Hamas auf israelische Zivilisten." Man werde immer das Recht Israels auf Selbstverteidigung unterstützen.
Ägypten bemüht sich um Beruhigung der Lage
Ägypten warnte vor den Konsequenzen einer Eskalation der Lage. Gefordert sei "maximale Zurückhaltung", erklärte das Außenministerium in Kairo der staatlichen Nachrichtenagentur zufolge. Das Ministerium bemüht sich nach eigenen Angaben um eine Beruhigung der Lage. In der Vergangenheit hatte Kairo immer wieder zwischen Israel und militanten Palästinensern vermittelt und dabei auch Waffenruhen erreicht.
Fluggesellschaften streichen Flüge nach Israel
Die Großangriffe der Hamas haben auch Auswirkungen auf den internationalen Flugverkehr. Die Lufthansa streicht ihre Flüge von und nach Tel Aviv, zunächst für einen Tag. An diesem Samstag gebe es noch einen letzten Flug von Tel Aviv nach Frankfurt am Main, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss stellt ihren Flugverkehr nach Israel ab Samstagabend bis auf Weiteres ein. Auch Emirates, Ryanair, Aegan Airlines and einige US-Fluggesellschaften fliegen Tel Aviv nicht mehr an. Auch Air France teilte mit, die Flüge nach Tel Aviv seien bis auf weiteres eingestellt.
Auswärtiges Amt rät von Reisen in das Krisengebiet ab
Das Auswärtige Amt in Berlin rät dringend von Reisen nach Israel und in die palästinensischen Gebiete ab. "Die Lage ist hoch volatil. Eine weitere Verschärfung der Lage, eine Ausweitung auf andere Gebiete des Landes und erhebliche Beeinträchtigungen des Flugverkehrs können nicht ausgeschlossen werden", heißt es auf der Internetseite des Ministeriums. Reisende sollten sich in den Medien auf dem Laufenden halten und unbedingt die Anweisungen der örtlichen Sicherheitskräfte befolgen.
qu/jj/pg/se/kle/fab (dpa, afp, rtr, X)