Hacken für Profis
26. Februar 2005Rund 3000 Leute haben seit der Eröffnung der "HackAdemY", der ersten Hackschule in Paris 2001, einen Kurs in Computerhacken belegt, sagt Mederic Gliziere, der Leiter der Hackschule. Und die Nachfrage scheint groß zu sein: Die Schule hat mittlerweile vier weitere Einrichtungen in Frankreich eröffnet und gibt Seminare in der Schweiz, Belgien und Spanien.
"Hacken ist die Kunst, Defekte in Programmen oder Webseiten zu finden", sagt Gliziere. "Bei uns können Studenten lernen wie man Quellcodes knackt und Fehler repariert, so dass es 'bösen' Hackern nicht möglich ist, die Kontrolle über die Webseiten, Programme oder Netzwerke zu übernehmen." Die Hack-Schüler unterscheiden zwischen "Black-Hat-Hacking" und "White-Hat-Hacking", also "schwarzen" und "weißen" Hackern. Die "Schwarzen" sind die Bösen, die "Weißen" die Guten.
Lernen, wie es die anderen machen
"Black-Hat"-Hacker bringen allein um des Chaos willen Websiten durcheinander - gerne gegen Bezahlung. "White-Hat"-Hackern geht es um den Spaß am Fehler suchen (und finden) und um Ankennung in der Hacker-Gemeinschaft. Sie informieren die Betreiber der Webseiten und Online-Plattformen, wenn sie etwas gefunden haben, und bieten sich selbst an, den Fehler zu reparieren. In der Regel verlangen sie kein Geld, aber sie drohen manchmal damit, den Fehler öffentlich zu machen, wenn dieser nicht behoben wird.
In der Pariser Hackschule wird ausschließlich nur "White-Hat-Hacking" unterrichtet. So bleibt die Hackschule auf der sicheren Seite des Gesetzes. Die Schule ist aber dennoch bereits in Konflikt mit der Polizei geraten. Das Team musste eine Nacht im Gefängnis verbringen, wurde jedoch freigelassen, da die Polizei nichts Illegales finden konnte.
Experten als Hackschüler
Die Schule zieht nicht nur Computer-Freaks an, sondern auch immer mehr Experten, die lernen wollen, wie sie ihre Netzwerke vor Hackern schützen können. "An unserer Schule haben wir sehr viele Teenager und Studenten, aber auch zum Beispiel Techniker von großen Unternehmen und öffentlichen Ämtern", berichtet Gliziere. Mit seinen 27 Jahren ist er einer der älteren Mitarbeiter des Teams. Das Durchschnittsalter der Kursgeber ist ungefähr 20, das der Schüler 30. Kursteilnehmer müssen mindestens 15 Jahre alt sein. Wenn sie unter 18 sind, brauchen sie eine Teilnahmeerlaubnis der Eltern.
Kultur der Anonymität
'Crashfr' ist 23 Jahre alt und einer von drei Festangestellten an der Schule. Zum Unterrichten trägt er gerne einen Hut und eine dunkle Sonnenbrille, um der Geheimhaltung der Hackkultur gerecht zu werden. Außerdem benutzt er ein Pseudonym - obwohl die Hackschule völlig legal ist. "Seitdem ich im Internet unterwegs bin, habe ich ein Pseudonym", sagt er. "Ich benutze es, um anonym zu bleiben, so dass keine Verbindung zu meinem richtigen Leben hergestellt werden kann."
'Crashfr' ist nicht der einzige, der seine Identität ungerne preisgeben möchte. "Viele Studenten sind um den Schutz ihrer Identität besorgt", erzählt Schulleiter Gliziere. "Einige wollen mir nicht mal ihren richtigen Namen geben. Vor allem diejenigen, die von großen Unternehmen kommen, tun sich schwer, weil wir eine Hackschule sind und sie diesen Begriff nicht sonderlich mögen."
Philippe Gillet, ein Computer- und Elektronikstudent, nimmt an Kursen teil, weil er die nirgendwo anders machen könnte. "Hier lernt man, wie Hacker arbeiten", erzählt Gillet. "Diese Art von Informationen, die ich hier bekomme, findet man in keiner Zeitschrift, da jeder Angst hat, mit dem Gesetz im Konflikt zu geraten und sich auch niemand traut, darüber zu reden."