"Baby Doc" stirbt an Herzversagen
4. Oktober 2014Haitis Präsident Michel Martelly bestätigte den Tod Duvaliers über Twitter. "Auf dass Deine Seele in Frieden ruhe", schrieb Martelly. Trotz der zurückliegenden Differenzen beschrieb er Duvalier als einen "authentischen Sohn Haitis".
Jean-Claude Duvalier war in Haiti von 1971 bis 1986 an der Macht. Bereits Duvaliers Vater François, wegen seiner medizinischen Karriere "Papa Doc" genannt, herrschte seit 1957 in Haiti als Diktator. Nach dessen Tod 1971 ließ sich Jean-Claude Duvalier als Präsident auf Lebenszeit bestätigen - er war somit der jüngste Präsident eines Landes weltweit; daher auch sein Spitzname "Baby Doc". Seine anfängliche Herrschaft war zwar von Reformen geprägt, glitt aber bald wieder in alte Muster ab - trotz einer Lockerung der Zensur und Amnestien für politische Gefangene änderte sich in dem Inselstaat kaum etwas.
100 Millionen US-Dollar Jahres-Gehalt
Die Machtposition Duvaliers wurde gesichert von den "Tontons Macoutes", der haitianischen Miliz. Zudem baute er - wie schon sein Vater - einen Personenkult um sich auf. Seinen Reichtum erzielte der Diktator aus den Einnahmen der Régie du Tabac, der Tabak-Administration, die das Tabakmonopol Haitis kontrollierte. "Baby-Docs" Einkommen soll jährlich bei über 100 Millionen US-Dollar gelegen haben - er führte ein Jetset-Leben.
1986 wurde Duvalier abgesetzt und floh nach Frankreich ins Exil. Damit endete die siebenundzwanzigjährige Herrschaft der Duvaliers, die das Land etwa 30.000 Menschenleben gekostet hat. Erst 2011 wurden, als Duvalier zu einem Heimatbesuch nach Haiti zurückkehrte, Ermittlungen gegen ihn eingeleitet: Man warf ihm Korruption, Veruntreuung und Diebstahls zu Lasten der haitianischen Staatskasse vor. Zu einer Verurteilung kam es allerdings nie - genauso wenig wie zu einer Verhaftung - Duvalier stand bis zuletzt nur unter Hausarrest.
hf/pg (dpa, afpd)