Haley: Trump-Anklägerinnen zuhören
11. Dezember 2017Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, ist der Ansicht, dass den Frauen, die Donald Trump der sexuellen Belästigung beschuldigt haben, "zugehört" werden sollte. Sie sei "unglaublich stolz" auf all jene, die sich in den vergangenen Wochen getraut hätten, mit ihren Vorwürfen gegen Hollywood-Prominente und viele andere an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte Haley in einem Interview des Fernsehsenders CBS. "Und ich glaube, dass jede Frau, die sich auf irgendeine Weise verletzt oder misshandelt gefühlt hat, jedes Recht hat, sich zu äußern."
Mehr als zehn Frauen haben Trump sexuelle Übergriffe vorgeworfen und beziehen sich dabei auf Vorfälle, die sich vor Jahren abgespielt haben sollen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, hatte in diesem Zusammenhang erklärt, das amerikanische Volk habe sich im November vergangenen Jahres für Trump als Präsidenten entschieden und damit die - vor der Wahl geäußerten - Anschuldigungen zu den Akten gelegt. Danach gefragt, ob sie das auch so sehe, sagte Haley: "Ich weiß, dass er gewählt worden ist. Aber Frauen sollten nie eine Scheu haben müssen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Und wir alle sollten bereit sein, ihnen zuzuhören."
"Umkleidekabinen-Gespräche"
Mehrere Frauen hatten im vergangenen Oktober öffentlich Vorwürfe erhoben, nachdem ein Video von 2005 mit sexistischen Äußerungen Trumps veröffentlicht worden war. Darin prahlt der ehemalige Reality-TV-Star damit, dass er sich erlauben könne, Frauen ohne Umschweife zu küssen und ihnen zwischen die Beine zu fassen. Trump entschuldigte sich für die Äußerungen, tat sie aber als "Umkleidekabinen-Gespräch" ab.
Unterdessen wiederholten mehrere Frauen ihre Vorwürfe, Trump habe sie in der Vergangenheit belästigt. Bei einem gemeinsamen Auftritt im Fernsehsender NBC schilderten Jessica Leeds, Samantha Holvey und Rachel Crooks Begegnungen mit Trump, die sich vor mehreren Jahren zugetragen haben sollen. Das Weiße Haus bezeichnete die Darstellung der Frauen erneut als falsch.
Erst am Donnerstag hatte wegen eines fragwürdigen Angebots an zwei Mitarbeiterinnen ein weiterer Kongressabgeordneter in Washington sein Amt aufgegeben. Der Republikaner Trent Franks, seit 2003 für den US-Bundesstaat Arizona im Repräsentantenhaus, erklärte seinen sofortigen Rücktritt. Die Ethikkommission des Repräsentantenhauses leitete eine Untersuchung ein.
Leihmutterschaft erbeten
Trent Franks räumte in einer Mitteilung ein, zwei seiner Mitarbeiterinnen in Verlegenheit gebracht zu haben, weil er mit ihnen über eine Leihmutterschaft gesprochen habe. Er und seine Frau hätten jahrelang versucht, ein Kind zu bekommen.
Das Magazin "Politico" berichtete unter Berufung auf Kongresskreise, die beiden Frauen hätten das Gespräch vielmehr als Aufforderung zum Sex interpretiert. Es sei nicht klar geworden, ob Franks eine Leihmutterschaft über künstliche Befruchtung oder Geschlechtsverkehr gemeint habe.
Die Zeitungen "Washington Post" und "New York Times" berichteten, Franks habe einer der Frauen fünf Millionen Dollar (4,25 Millionen Euro) angeboten, wenn sie ein Kind für ihn und seine Frau austrage.
Laut "Politico" wies Franks die Vorwürfe über seinen Sprecher zurück. In einer ersten Erklärung hatte der als Abtreibungsgegner geltende Franks erklärt, "absolut niemals irgendein Mitglied aus seinem Kongressbüro körperlich eingeschüchtert oder gezwungen zu haben, noch habe er versucht, sexuellen Kontakt mit einem Mitarbeiter zu haben, oder diesen gehabt".
Franks ist nach den Demokraten John Conyers und Al Franken das dritte Mitglied des US-Kongresses, das in der vergangenen Woche wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung seinen Rücktritt erklärte.
jj/as (dpa, afp, rtr)