Happy Birthday: 40 Jahre "Hello Kitty"
Sie hat keinen Mund und ihre Haarschleife sitzt auch ein bißchen schief - doch "Hello Kitty" aus Japan hat die Welt erobert. Man liebt die kleine Katze und ihre pinke Welt - oder man hasst sie. Wir gratulieren.
Eine Katze namens Kitty White
Eigentlich kommt Kitty aus Japan, doch in ihrem Lebenslauf steht davon nichts. Stattdessen: Geboren am 1. November 1974 in einem Vorort von London. Kitty ist fünf Äpfel groß, drei Äpfel schwer und mag am liebsten - Überraschung - selbstgemachten Apfelkuchen. Ihre Lieblingsfächer in der Schule sind Englisch, Musik und Kunst. Geändert hat sich daran in 40 Lebensjahren wenig.
Komplizierte Familienverhältnisse
Kitty ist ein echter Spätzünder: Noch heute lebt sie mit ihren Eltern Mary und George sowie ihrer Zwillingsschwester Mimmy in London. Doch ihre eigentlich "Mutter" ist diese Frau: die japanische Designerin Yūko Shimizu, selbst großer Katzenfan. Zwei Jahre nach Kittys Geburt verließ Shimizu die Firma Sanrio, schuf aber weiter Charaktere wie Rebecca Bonbon, die französische Bulldogge aus New York.
Raubzug durch die Kaufhäuser der Welt
1975 wurde Kitty erstmals verkauft: Auf einer Geldbörse sitzt sie zwischen einer Milchflasche und einem Goldfischglas, darüber steht in rot "Hello!". Im Alter von zwei Jahren verließ Kitty ihre Heimat Japan und wurde zur globalen Marke: Bettwäsche, Stifte, Toaster - heute gibt es mehr als 50.000 Produkte in über 60 Ländern. 2014 setzte Hersteller Sanrio rund sieben Milliarden Dollar um.
Die digitale Katze
In den 1980er Jahren wurde Kitty zum Fernsehstar: eine Kindershow, fünf TV-Serien - und bald kommt in den USA der nächste Coup. Titel: "KISS Hello Kitty". Produzent ist der mit der langen Zunge: Gene Simmons, der Bassist der Metalband Kiss. Denn Musik hat Kitty natürlich auch gemacht. Und Computerspiele, die meisten davon für den heimischen Markt in Japan.
Kitty zum Anfassen
Wer live in Kittys Welt eintauchen will, kann das in Japan im Freizeitpark Harmonyland oder in Malaysia in der "Hello Kitty Town". In Taiwan gibt es ein Restaurant namens "Hello Kitty Sweets" und in Südkorea das "Hello Kitty Cafe". Größter Renner ist jedoch der Erlebnispark Puroland bei Tokio: Hier steht Kittys Haus, darin unter anderem eine Badewanne in Form ihres Gesichtes.
Über den pinken Wolken
Seit ein paar Jahren können Kitty-Fans mit ihr auch über allen Wolken schweben: Die taiwanische EVA Air fliegt sechs verschiedene "Hello Kitty Jets" zwischen Taiwan und den USA, Japan, Korea und China. Von außen sind die Airbus-Flieger mit bunten Figuren bemalt, drinnen gibt es die passend gekleideten Stewardessen, Kitty-Kissen und -Menus. Selbst das Toilettenpapier zieren pinke Katzen.
Geboren im Zeichen der Katze
Auf der Entbindungsstation im Hau Sheng Krankenhaus in Yuanlin, Taiwan, bekommen Kinder gleich das ganze Kitty-Programm: Der Aufzug ist pink, der Kreissaal, die Bettchen, die Kuscheldecken, die Uniform der Schwestern, die Geburtszertifikate. Und überall Katzen, Katzen, Katzen. Ziel des Krankenhauses: Den Stress bei der Geburt zu mindern ...
Ein "Hello Kitty"-Hochzeitstraum
Auch manche Erwachsene fasziniert Hello Kitty: Als Horlick und Jamie Ng 2007 in Hong Kong heiraten, fährt ein speziell für die "Hello Kitty Traumhochzeit" designter Zug das Paar durch die Stadt. Am Hauptbahnhof geben sie sich das Ja-Wort. Oder die 29-jährige Natasha Goldsworth aus England. Sie hat ihre Wohnung in eine pinke Hölle verwandelt. Mehr als 60.000 Euro lässt sie sich ihr Hobby kosten.
Weck die Kitty in dir
Als 2000 bei McDonald's in Singapur "Hello Kitty"-Figuren im Angebot waren, kam es im sonst so gesitteten Stadtstaat zu Randale: Zehntausende prügelten sich um das Hochzeitspaar Kitty und ihren Freund Daniel. Mehrere Menschen wurden verletzt, Mobiliar ging zu Bruch. Die gute Nachricht: Bei ähnlichen Verkäufen in diesem Jahr und auch in anderen asiatischen Ländern ging es weniger kratzbürstig zu.
Böses Kätzchen
Obwohl sie eigentlich niemandem etwas tut: Manche hassen Kitty. Das grelle Pink! Die übertriebene Niedlichkeit! Die schiere Kitty-ness! Der Blog "Hello Kitty Hell" etwa sammelt Belege für das Grauen des Imperiums. "Eine mundlose Katze ist bösartig", heißt es. Drei Männer in Hong Kong nahmen das übrigens wörtlich: Sie töteten eine junge Frau und steckten ihren abgetrennten Kopf in eine Kitty-Puppe.
Mit vollem Ernst
Weniger gravierend, aber für viele kaum weniger erniedrigend: Erwachsene, die "Hello Kitty" tragen. Baseball-Spieler etwa, die neu in ein Team kommen, lernen so Demut. Das dachte sich auch die thailändische Polizei. Sie ordnete 2007 an, dass Polizisten, die zum Beispiel zu spät zum Dienst kamen, einige Tage lang pinke Hello Kitty-Armbinden tragen mussten.
Goldene Nase
Der Gewinn des japanischen Kitty-Herstellers Sanrio ist zuletzt zwar gesunken. Doch die kleine Katze bleibt seine erfolgreichste Marke. Dieses Sammlerstück komplett aus Gold verkaufte sich zum Beispiel für schlappe 144.000 Dollar. Einem echten Kitty-Fan ist eben nichts zu extravagant - und das seit 40 Jahren.