Hardliner führt pakistanische Taliban
7. November 2013Nach einem Treffen hochrangiger Vertreter der Extremistenorganisation an einem geheim gehaltenen Ort teilte ein Sprecher mit, Mullah Maulana Fazlullah werde künftig an der Spitze der pakistanischen Taliban (TTP) stehen. Fazlullah folgt auf TTP-Anführer Hakimullah Mehsud, der am Freitag vergangener Woche vor geplanten Friedensgesprächen mit der Regierung in Islamabad bei einem US-Drohnenangriff getötet worden war.
Fazlullah hatte als Taliban-Kommandeur im Swat-Tal nahe der Grenze zu Afghanistan in den Jahren 2007 bis 2009 eine besonders drakonische Form der islamischen Scharia durchgesetzt. Damals wurden verurteilte Straftäter öffentlich enthauptet. Schulen wurden von den Extremisten niedergebrannt. Im Oktober 2012 hatten Fazlullahs Kämpfer die Schülerin Malala Yousafzai bei einem Anschlag schwer verletzt.
Die damals 15-jährige hatte sich für Mädchenbildung eingesetzt. Das Attentat löste international Entsetzen aus. Die jetzt in Großbritannien lebende Jugendliche ist seitdem zu einer weltweit bekannten Gallionsfigur des Widerstands gegen die Islamisten geworden. Ihr Engagement wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Sacharow-Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments.
Rückschlag für Friedensgepräche
Fazlullahs Ernennung ist ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen der pakistanischen Regierung, die Taliban in einen Friedensprozess einzubinden. Der Mullah gehört innerhalb der TTP zu den Hardlinern, die Friedensgespräche strikt ablehnen. Ein Taliban-Sprecher erklärte nach Fazlullahs Wahl: "Wir glauben, dass die pakistanische Regierung ein Partner Amerikas ist (...) und wir werden nie mit ihr reden." Die TTP ist ein Zusammenschluss von mehr als einem Dutzend extremistischer Taliban-Gruppen. Gegründet wurde sie im Jahr 2007.
Zu dem US-Drohnenangriff auf Mehsud war es einen Tag vor dem geplanten Beginn von Gesprächen gekommen, zu denen der TTP-Anführer sich bereit erklärt hatte. Die pakistanische Regierung warf Washington daraufhin vor, die Verhandlungen zu "sabotieren". Der neue Taliban-Chef ist auch bekannt unter dem Spitznamen "Mullah Radio", weil er im Swat-Tal einen illegalen Sender betrieb und zu wilder Propaganda nutzte.
wl/kle (dpa, afp, rtr)