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Hat der Davis Cup noch eine Zukunft?

16. August 2018

An diesem Donnerstag entscheidet der Weltverband ITF über die geplante Davis-Cup-Reform. Gegner des neuen Formats sind zahlreich, in Europa und Australien formiert sich massiver Widerstand. Die Entscheidung wird knapp.

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John McEnroe und Boris Becker (r.) bestreiten das längste Match in der Davis-Cup-Historie (6.Std., 39 Min)
John McEnroe und Boris Becker (r.) bestreiten das längste Match in der Davis-Cup-Historie (6.Std., 39 Min)Bild: picture-alliance/dpa/M. Probst

Das Viertelfinale Spanien gegen Deutschland im April war noch einmal Werbung für den Davis Cup. Tolle Kulisse in der Stierkampf-Arena von Valencia, viele Zuschauer und packende Spiele - alles, was den Davis Cup ausmacht, wurde geboten.

Es könnte eines der letzten Highlights im traditionsreichen Mannschaftswettbewerb der Tennis-Herren gewesen sein - zumindest im bisherigen Format. In Orlando/Florida stimmt der Tennis-Weltverband ITF am Donnerstag über eine Radikalreform ab, die den Davis Cup komplett verändern würde.

Worum geht es genau?

Um das Prestigeprojekt des umstrittenen ITF-Präsidenten David Haggerty. Der Amerikaner will das Format des Davis Cups ab 2019 völlig umkrempeln. Nach einer Vorrunde im Februar im bisherigen Stil mit Heim- und Auswärtspartien qualifizieren sich zwölf Teams für die Finalwoche, die im November an einem neutralen Ort ausgetragen wird.

18 Mannschaften (die vier Halbfinalisten des Vorjahres und zwei Wildcard-Teams kommen hinzu) werden zunächst auf sechs Gruppen mit je drei Teams verteilt, dann geht es in der K.o.-Runde weiter. Anders als bisher wird nur noch über zwei statt drei Gewinnsätze gespielt. Zudem gibt es nur noch zwei Einzel und ein Doppel. Bislang werden vier Einzel und ein Doppel gespielt.

Warum soll das Format geändert werden?

Über die Zukunft des Davis Cups wird schon lange diskutiert. Die Spieler kritisieren, dass der Aufwand mit mehreren Runden über das Jahr verteilt zu groß sei. Hauptgrund für die Pläne von Haggerty ist aber das finanziell lukrative Angebot der Investmentgruppe Kosmos, hinter der auch der spanische Fußballstar Gerard Piqué steht. Kosmos bietet drei Milliarden Dollar für einen Deal über 25 Jahre.

Wie steht der Deutsche Tennis Bund zu den Plänen?

"Wir werden definitiv dagegen stimmen", sagt DTB-Boss Ulrich Klaus. "Weil wir finden, dass so der Geist des Davis Cups komplett verloren geht." Der DTB will auch in Zukunft die Chance haben, seine besten Spieler dem Heimpublikum zu präsentieren.

Was sagen die Spieler?

Die Stars der Branche halten sich bislang mit Äußerungen noch zurück. Wahrscheinlich, weil auch ihnen noch nicht alle Details bekannt sind. Ehemalige Spieler wie Australiens Lleyton Hewitt sind aber strikt gegen die Pläne. Und auch Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker hält nicht viel davon. "Ich finde es fantastisch, hier in der Stierkampfarena zu spielen. Das kannst du mit Geld gar nicht wettmachen", sagte Becker im April in Valencia. "Das ist einmalig, und deswegen möchte ich diese Heim- und Auswärtsspiele nicht missen."

Geht es in Orlando auch um den Fed Cup?

Nein, erst einmal nicht. Zwar soll auch der Teamwettbewerb bei den Damen reformiert werden. Zunächst soll aber die Zukunft des Davis Cups geklärt werden.

jst/cc (mit sid)